Ich + Ich @ Volkshaus
Christina Ruloff - Ein Konzert zum Wohlfühlen: Adel Tawil (die eine Hälfte von Ich + Ich) und seine tolle Band unterhielten im Volkshaus prächtig und entliessen das Publikum glücklich in den Abend.Vorneweg darf jedoch auf einen Hinweis auf die Vorband nicht fehlen. Nicht, dass sie besonders sch...
Vorneweg darf jedoch auf einen Hinweis auf die Vorband nicht fehlen. Nicht, dass sie besonders schlecht war, im Gegenteil; aber wer sich nun mal für Ich + Ich durch Schneegestöber gekämpft hat, für Ich + Ich gezahlt hat und sich auf Ich + Ich gefreut hat, der will keine narzistischen Deutschen sehen, die musikalisch rein gar nichts mit Ich + Ich zu tun haben; Sorgente macht sich ohnehin noch den Spass nach jedem Lied anzukündigen, gleich zu verschwinden, wohlwissend, dass sie mindestens noch fünf Songs weiterplärren und das ganze Volkshaus ihnen wohl oder übel zuhören muss.
Immerhin betrat um 21.08h Adel Tawil die Bühne, zuerst nur als schwarze Silhouette in einem blauen Mond – ein hübscher Einfall – dann jedoch eilte er aus Fleisch und Blut auf die Bühne und hatte einen Riesenspass. Eingeweihte wussten (oder ahnten), dass Annette Humpe nicht vor Ort sein würde, weil sie Livekonzerte nicht sonderlich mag. Adel Tawil, ganz in Schwarz, war jedoch munter, vielleicht sogar munterer, weil er nun allein und völlig im Zentrum stand und sich nicht wie der Juniorpartner der mehr als 20 Jahre älteren und an Erfahrung ein Jahrhundert reicheren Humpe vorkommen musste. Dementsprechend strahlte Adel Tawil nur so gute Laune aus, sprang, begeistert vom schlicht begeisterten Publikum, über die Bühne und war einfach glücklich: Er ist der geborene Entertainer. Die meisten Lieder leitete er humorvoll und doch liebenswürdig ein; er erzählte bei Junk, dass Humpe mit ihrem 16 jährigen Sohn debattieren würde, wie viel Konsum es denn sei dürfe (Tawil plädierte massvoll für die in diesem Alter obligate Playstation!) oder wie er sich Jahr für Jahr vornehme, mit dem Rauchen Schluss zu machen. Und wenn er nicht gerade selbst sang, so liess es das Publikum mitsingen. Die Fans, denn das ist das richtige Wort, waren mehr als nur dankbar. Sie kannten jedes Lied, genossen schon die Anfangsakkorde und nutzen jede Gelegenheit zum Jubeln. Sie wurden auch mehr als nur belohnt: Alle Hits wurden gespielt, Stark war ganz stark, So soll es bleiben wurde heftig bejubelt, Dämonen wurde sowieso geschätzt und auch so ziemlich jedes andere Lied war den Fans heiss willkommen. Die Band, insbesondere die hervorragenden Backgroundsänger (die die hohen Partien wunderbar meisterten und einen grossen Anteil am Gelingen der Lieder hatten), bekam gerechterweise auch etwas von der uneingeschränkten Begeisterung ab.
Am Ende, als man Tawil gar nicht mehr gehen lassen wollte, sang er noch ein zweites Mal Vom selben Stern - und wurde von Fans in der vordersten Reihe mit Sternenstaub beworfen. Was das Konzert ausmachte und die Band zu etwas Besonderem macht, waren die Lieder, die – manchmal schön, manchmal spannend, immer toll arrangiert und oft schnulzig – das Publikum mit Wort und Klang direkt erreichten und berührten (der Vorteil, wenn man auf Deutsch singt!)... und Adel Tawils Engagement: Bei So soll es bleiben forderte er das Publikum auf die Liebste zu umarmen und notfalls Mutti anzurufen. Er meinte es wirklich so und war daher „vom selben Stern“ wie die Fans im Volkshaus.