Review: Avo-Session mit Cassandra Wilson & Herbie Hancock
meng tian - Ein perfekter Jazz-Abend mit zwei aussergewöhnlichen Musikerpersönlichkeiten. Derjenige solle gelobt werden, der das Programm für den 10. November an der Avo-Session Basel zusammengestellt hat. Denn die Namen Cassandra Wilson und Herbie Hancock lassen bereits separat Herzen vo...
Derjenige solle gelobt werden, der das Programm für den 10. November an der Avo-Session Basel zusammengestellt hat. Denn die Namen Cassandra Wilson und Herbie Hancock lassen bereits separat Herzen von Jazzliebhabern höher schlagen. Zusammen bedeutet es nur noch Magie - solche, die einen magnetisch anzieht und einlädt, einen unvergesslichen Abend im Klanggenuss zu verbringen.
Genau diesen hochkarätigen Genuss bekam das Publikum an dem Abend. Cassandra Wilson und ihre Band schaffte es von der ersten Sekunde an, eine intime und berührende Atmosphäre zu erzeugen. Die 50-jährige Sängerin redete zwar nicht viel, doch bei solcher Schönheit wie die in ihrer Musik war es auch nicht notwendig. Nicht nur mit ihrer einzigartig seideweichen und farbenreichen Stimme wusste sie zu überzeugen, auch mit ihrer bescheidenen, völlig musik-dienlichen Art gewann sie die Aufmerksamkeit des Publikums. Denn was sie mit ihrer Band geboten hat, war absichtlich nicht Entertainment - wie es heutzutage viel zu oft der Fall ist -, sondern einfach weltklasse Musik. Nicht Jazz, Blues, Mainstream oder irgendein klischeehafter Genre - einfach fantastische Musik. Sie hatte die Grösse, sich zurückzustellen, ihre Musiker in den Vordergrund treten zu lassen und im richtigen Moment doch noch hervorzustechen.
Ebenfalls erwähnenswert war die Performance ihres Pianisten Federico Peña. Der Klangzauberer schmeichelte Melodien, betonte Grooves und unterstrich die Stimmung mit einer ganz eigenen Note.
Eine persönliche Note setzte auch der Grossmeister Herbie Hancock mit seinem Auftritt. Obwohl der Soundabmisch des Fazioli-Flügels nur mässig ausgefallen war, machte der Tastenexperte das Bestmögliche aus der Situation. Er vermied es, allzu grosse Spannungsbögen auf dem akustischen Piano zu erzeugen. Rhodes-, Orgel- und sonstige elektronischen Töne nahmen bei ihm Überhand. Mit seinem Gitarren-Keyboard solierte er sogar ganz im Stil eines Rock-Gitarristen. Wer weiss, vielleicht startete er damit einen Trend - was dieser Mann auch schon oft in seiner Karriere getan hatte. Seine Fingerfertigkeit und Stilsicherheit waren wie gewohnt solide. Zusätzlich spielte Hancock genau so wie Cassanra Wilson abseits von klarer Abtrennung der Genres. Von seinem berühmten 'Watermelon man' bishin zu dem neusten Hit 'Stitched up' auf seinem letzten Album 'Possibilities' - der Altmeister machte klar, dass mit ihm noch lange zu rechnen ist. Denn egal, wie modern sich die Musik entwickeln sollte oder wie studioproduziert die künftige Musik klingen sollte, Live-Performances von den richtigen Könner-Künstlern werden dank ihrer Authenzität, Intensität und Einmaligkeit nie aussterben.
Ein rundum gelungener Abend also mit grossartiger Live-Musik. So empfand zumindest die Zuschauermenge. Sie bedankte sich schliesslich mit mehreren 'Standing Ovations' bei beiden Musikerpersönlichkeiten.