18. November 2008, 21:05
Kolumnen
When We Were Students...
Karin Reinhardt - Wenn man an der Uni etwas lernt, dann ist es wohl das Networken und Socializen (sprich: netwöörkn und souscheleisn). Der Phil-Einer kennt keinen Klassenverband wie am Gymi, die Gspöndli sieht man nicht automatisch vier Jahre (oder wohl eher 5 bis 6) täglich wieder. Nein, man ...
Wenn man an der Uni etwas lernt, dann ist es wohl das Networken und Socializen (sprich: netwöörkn und souscheleisn). Der Phil-Einer kennt keinen Klassenverband wie am Gymi, die Gspöndli sieht man nicht automatisch vier Jahre (oder wohl eher 5 bis 6) täglich wieder. Nein, man muss sich um seine sozialen Kontakte bemühen. Gut dafür sind schlechte Vorlesungen, schlechte Professoren, schlechte Referate, schlechte Bedingungen im weitesten Sinn. Lästern verbindet und hat schon so manche Unifreundschaft begründet. Auch an der Uni teilt sich der Freundeskreis in kleinere und grössere Kreise. Da gibts diejenigen, die man seit Studienbeginn „kennt“, mit denen man aber nur alle Schaltjahre mal ein Wort wechselt. Nicht weil man sie nicht mag, es ergibt sich nur nicht. Das ist komisch, weil dieser Typ Gspöndli einem durch die ganze Uni begleitet. Man geht in die gleichen Seminare, liest dieselben Bücher und hält sich an denselben Orten auf. Trifft man diesen „Bekannten“ in den Semesterferien, weiss man trotzdem nicht, ob man ihn grüssen soll. Dieser tiefen Freundschaft gegenüber steht die oberflächliche Semesterbekanntschaft. Diese wird meist durch das oben genannte Lästern über schlechte Bedingungen begründet. Man sitzt im selben Boot (z. B. im Statistik-Boot, das dauernd droht abzusaufen) und tut sich zusammen, dass man sich nicht so verloren fühlt. Innert drei Tagen entwickelt man sich von Unbekannten zu allerbesten Freunden, bezeichnet sich als „Schatz“, „Spatz“ und „Bella“ und verbringt die gesamte Freizeit (bezeichnet als „Lernzeit“ ) zusammen. Diese Freundschaften sind so schnell zu Ende wie sie begonnen haben. Die besten Unifreundschaften aber entwickeln sich langsam. Wie bei einer neuen Liebe stehen am Anfang ein paar zufällige Begegnungen, die sich irgendwann institutionalisieren (im Rahmen von Büchern ausleihen, zusammen lernen, nebeneinander sitzen, Pausen zusammen verbringen). Dann geht man ins Rondell auf einen Kaffee, steigert sich zum Bier im bqm und irgendwann können nicht einmal die dreieinhalb Monate vorlesungsfreie Zeit die geknüpften Freundschaftsbande zerreissen. Nur schon für diese Freundschaften lohnen sich die langen Jahre an der Uni. Ein Hoch auf das Networken und Socializen!
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