DVD der Woche: The Libertine
Christina Ruloff - Johnny Depp meets sex, drugs and rococo.„You will not like me. The gentlemen will be envious and the ladies will be repelled. You will not like me now and you will like me a good deal less as we go on.“ John Wilmot, der zweite Earl of Rochester, hat nämlich nur eines im Kopf...
„You will not like me. The gentlemen will be envious and the ladies will be repelled. You will not like me now and you will like me a good deal less as we go on.“ John Wilmot, der zweite Earl of Rochester, hat nämlich nur eines im Kopf: Sex. Wenn das zu wenig subtil, seinem aussergewöhnlichen Talent zu wenig würdig scheint, so wollen wir gerecht sein und hinzufügen, dass Johnny – wie er von seinen Freunden gern genannt wird – grundsätzlich alles tut, um seine Mitmenschen zu schockieren, zu verletzen, zu enttäuschen. Nur einer hielt stramm zu ihm – sein König Karl der 2. Von Johnny verlangte er zotige Unterhaltung und ein tiefsinniges Theaterstück. Dass er es nicht bekommen hat – sondern in aller Öffentlichkeit als Riesendildo inszeniert wurde – hätte er sich denken können. Aber manche Leute sind eben unbelehrbar, bis sie eines Besseren belehrt werden. Diese Erfahrung muss auch Johnny machen, als er sich in die wohl einzige Frau verliebt, die sich selbst noch mehr liebt als ihn und vernünftige Konsequenzen zieht...
Die Orgie als Lebensaufgabe: Wilmot hält den Rekord im Saufen - seit fünf Jahren war er nie mehr nüchtern.
„Sex, drugs and rococo“ – so lautet der Untertitel von The Libertine und wiewohl man für Rococo im falschen, dem 17. Jahrhundert ist, ahnt man natürlich, was die Chose soll: Hätte Wilmot 300 Jahre später gelebt, würden er und seine Eskapaden regelmässig die People-Seiten aller Gratiszeitungen schmücken. Johnny Depp und die Crew um Laurence Dunmore tun alles, um das Theaterstück von Stephen Jeffreys so übertrieben wie überspannt, so obszön wie opulent umzusetzen (Depp ist noch nie mit sonderlichem Zartgefühl aufgefallen und nimmt hier schon einige Züge Jack Sparrows vorweg. In Samantha Morton und ihrer Elizabeth Barry, der damals bedeutendsten Theaterschauspielerin, findet er eine überlegene Partnerin). Doch darin liegen Sinn und Wert des Films: Es geht darum, den ständigen Fall eines Mannes zu zeigen, der im steten Verneinen, wenn nicht Befriedigung, so wenigstens Genuss fand und es gar nicht hätte anders haben wollen. Für grosse Tragik bleibt da wenig Raum.
Wie es sich für einen Film um einen echten Wüstling mit Orgien und allem drum und dran gehört, hat The Libertine im Jahre 2004 keinen Verleih in der Schweiz oder in Deutschland gefunden, trotz vorwiegend wohlwollender Kritik. Koch Media ist nun aber das Wagnis eingegangen, Depp und Co. doch ein Leben nach der Leinwand zu vergönnen, auf einer hervorragenden DVD mit spannendem Making Of. Das ist Anlass genug, dass Students.ch zusammen mit Koch Media drei Scheiben verlosen – im Wissen, dass sowohl die Studentinnen als auch die Studenten Wilmot mögen werden, gerade wegen seiner Warnungen: „I am John Wilmot, Second Earl of Rochester and I do not want you to like me.“
The Libertine ist neu auf DVD erschienen!