Tristan und Isolde
Christina Ruloff - //So stürben wir, um ungetrennt, ewig einig, ohne End, ohn’ Erwachen, ohn’ Erlangen, namenlos in Lieb umfangen// …singen Tristan und Isolde im zentralen Liebesduett im zweiten Akt der Oper. In Zürich singen es Nina Stemme und Ian Storey; sie singen herrlich und berührend...
Man könnte sich vielleicht fragen, warum die beiden Protagonisten in dieser Situation der Erfüllung an den beiden gegenüberliegenden Schmalseiten einer zehn Meter langen Gästetafel sitzen müssen. Klaus Guth inszeniert Wagners „Handlung in drei Aufzügen“ ausserhalb der romantisch – historisierenden Pseudomittelalterlichkeit, die der Komponist und Autor errichtet hat (die Verse Wagners sind übervoll mit schrecklichen Stabreimen und Assonanzen, die den Eindruck der Überzeitlichkeit des Gesagten (Gesungenen) bewirken sollen). Bei Guth handelt die Geschichte Tristans und Isoldes in der Neuzeit, einer grossbürgerlich geprägten Neuzeit; diese Sicht strebt eine denkbare Identifizierung des Zuschauers mit dem Stoff an, die wohl nicht möglich wäre, beliesse man ihn in der mystisch – metaphorischen Zeitlosigkeit. So ist mit dem „Licht“, das die beiden immer wieder abwehren und verurteilen und dem sie die „Nacht“ vorziehen, bei Wagner wohl sehr viel mehr gemeint als nur die Zwänge der Gesellschaft, auf die Guth diesen komplexen Begriff reduziert; dafür zeigt die Zürcher Inszenierung diesen einen Aspekt deutlich und anschaulich.
Christian Schmidt, der für das Bühnenbild (und die Kostüme) verantwortlich ist, arbeitet mit einer Drehbühne, mit deren Hilfe die immer gleichen Situationen und Bilder (was ist Innen? Was ist Wirklichkeit?) wiederkehren.
Alles in allem eine beeindruckende Vorstellung mit zwei grossartigen Protagonisten! Bemerkenswert auch die Nebendarsteller, allen voran Martin Gantner als Kurwenal, kahlköpfig, bebrillt und stimmlich überzeugend und Michelle Breedt, die Brangäne stimmlich und schauspielerisch beachtlich verkörpert, der Regisseur sieht sie als Alter Ego, als Spiegelung der Isolde, was – zumindest in den beiden ersten Akten – durchaus einleuchtet.
Nina Stemme, Michelle Breedt
Weitere Spieldaten:
- So, 14.12.2008
- Do, 18.12.2008
- So, 21.12.2008
- Di, 06.01.2009
- Sa, 10.01.2009
- Mi, 14.01.2009
- So, 18.01.2009
Fotos: Suzanne Schwiertz