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17. Dezember 2008, 12:56 Movie

Patti Smith - Dream of Life

Christina Ruloff - Der Liebhaber und sein Star: Der gefeierte Celebrity - Fotograf Steven Sebring setzt Patti Smith ein starkes Denkmal mit hypnotischem Sog.Musikerin, Ikone, Beat-Poetin, Mutter, Malerin, Tochter, Friedensaktivistin – Patti Smith ist das alles, und in den Augen des berühmten Fot...

Der Liebhaber und sein Star: Der gefeierte Celebrity - Fotograf Steven Sebring setzt Patti Smith ein starkes Denkmal mit hypnotischem Sog.

Musikerin, Ikone, Beat-Poetin, Mutter, Malerin, Tochter, Friedensaktivistin – Patti Smith ist das alles, und in den Augen des berühmten Fotografen Steven Sebring noch viel mehr. Elf Jahre lang hat er sie mit seiner 16-mm-Kamera begleitet, ihr zugehört, sie in allen Lebenslagen und Situationen gefilmt. Entstanden ist ein eindrückliches und emotionales Porträt, das auf die in diesem Dokumentarfilmgenre üblichen Kniffs und Strukturen wie das Befragen von Zeitzeugen, das in historisch korrekter Reihenfolge Abklappern wichtiger Stationen oder Weggefährten verzichtet.

Dream of Life lebt von der Off-Stimme Smith’s, ihren amüsanten Anekdoten, ihren Kommentaren, Erklärungen, kurz ihrer Interpretation ihres Lebens. Sie hat hier (im Gegensatz zu all den unglücklichen Berühmtheiten, deren Leben posthum aufgearbeitet wird) das letzte Wort und stilisiert sich genau so, wie sie sich selbst sieht – zu einer Kunstheldin, die so vielfältig ist, dass sie kaum erfasst oder verstanden werden kann, an deren Persönlichkeit nur Annäherungen möglich sind. Smith führt eigentlich Regie und wenn sie mit der Zeit das Zepter abgibt (und nicht mehr sagt: „So, Du kannst jetzt die Kamera abstellen!“), dann an den adorierenden, bedingungslosen Fan und Liebhaber Sebring. Nichts läge ihm ferner als irgendwelche negativen Seiten oder gar Geheimnisse „aufzudecken“. Mit gewaltigen, starken Schwarzweissbildern der Sängerin, ihrer Heimat, ihrer Konzerte, die wild und frei und doch so stimmig aneinandergereiht worden sind, ist Dream of Life mehr Kunstwerk als Film. Es mischt Vergangenheit und Gegenwart, Zeiten und Zeichen und gibt Smith etwas Zeitloses, Unendliches.

Das ist – zugegeben – vor allem zu Beginn recht gewöhnungsbedürftig. Man schaut der liebevollen, verehrenden Arbeit des Regisseurs und seiner Heldin jedoch bald begeistert zu und eigentlich will man ja auch nicht die „letzten Geheimnisse und Intimitäten“ über die Sängerin erfahren. Sie ist Ikone und soll nicht von ihrem Sockel gerissen werden. Manchmal aber wünscht man sich dringend, gerade wenn Smith Monologe hält, den vernünftigen Widerspruch oder wenigstens eine Gegenfrage. Denn was sie über Zeit und Ewigkeit, Frieden und Malerei zu sagen hat, ist hart an der Schmerzgrenze und oftmals jenseits dessen, was ein wohlmeinender Europäer an New Age - Banalitäten ertragen kann. Und so genau wollte man gar nicht wissen, in welchen irren Situationen Smith schon im Geheimen Wasser gelassen hat. Das ändert allerdings nichts daran, dass Dream of Life eine lohnende Reise ist, wenn man sich auf Land und Reiseleitung einlässt.

Bewertung: 4 von 5

  • Titel: Patti Smith: Dream of Life
  • Land: USA
  • Regie: Steven Sebring
  • Release: 18. Dezember
  • Verleih: Look Now!
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