Emilia Galotti @ Schauspielhaus
Jan Rothenberger - Was Lessing als Anklage gegen Willkür und Unmoral adeliger Tyrannen schrieb, liest Alexandra Liedtke als Stück über Verführung, über das Nachgeben oder Standhalten. „Der Prinz“ - er bleibt namenlos und damit ein Repräsentant seines ganzes Standes – möchte sich die s...
„Der Prinz“ - er bleibt namenlos und damit ein Repräsentant seines ganzes Standes – möchte sich die schöne Emilia Galotti erobern. Als er jedoch erfährt, dass sie einen anderen heiraten will, und das noch am selben Tag, verzweifelt er. Seine intriganter Handlanger Marinelli ist aber mit einem Plan zur Stelle: Die Braut soll auf dem Weg zur Hochzeit entführt und auf das Lustschloss des schmierigen Adeligen gebracht werden, wo dieser sie von ihren Plänen abzubringen hofft. Doch das Vorhaben geht schief, Emilias Bräutigam Graf Appiani wird während des Überfalls von den Schergen Marinellis erschossen. Als eine verlassene Geliebte des Prinzen den Vater Emilias über das Verbrechen aufklärt, sinnt dieser auf Rache und die Tragödie steuert auf die bekannte Katastrophe zu. Der Prinz und sein Lakai Marinelli sind von Regisseurin Alexandra Liedtke als zwei Versagertypen angedacht. Die beiden Bösewichte agieren so unbeholfen, dass es ein umso grösseres Vergnügen ist, ihre Verwirrung im eigenen Ränkespiel zu verfolgen. Jürg Pohls Prinz als abgetakelter Despot mit schief sitzender Perücke und Glitzersacko ist genial. Er schwankt zwischen affektiertem Gehabe, Feigheit und echter Verzweiflung, und hat damit auch Momente, in denen man ihm vor lauter Mitleid gar nicht mehr böse sein kann. Besonders sein hilflosen Verführungsversuche der begehrten Emilia stiften Nachsicht mit dem Feigling. Fabian Krüger als windiger Marinelli ist ebenfalls eine Freude. Er spielt den intriganten Lakaien wunderbar rückgratlos.
Mit den beiden „Stooges“ gerät in der ersten Hälfte des Stücks der Ernst der Lage in Vergessenheit. So wird aus dem Trauerspiel ein Porträt menschlicher Schwächen und Wünsche, strikter Moral und opportunistischster Unmoral, das die Protagonisten angenehm originell ausagieren. Mit viel Liebe zum Detail werden die Figuren in ihren eigenen menchlichen Gefangenheiten inszeniert. Die Kehrtwende kommt mit dem Auftritt der Gräfin Orsina (Yohanna Schwertfeger), der verlassenen Geliebten des Prinzen. Dass sie in einem blutroten Abendkleid auftritt, kann man nur als Omen deuten. In ihr hat Marinelli seinen Meister gefunden und wird rhetorisch schnell von der Gräfin in die Tasche gesteckt, die alle Ränke fix durchschaut hat. Verzweifelt und berechnend zugleich setzt die stilettobewehrte femme fatale dann die finale Katastrophe in Gang, in dem sie Oberst Galotti einen Dolch zusteckt. Das leitet hin zu den stärksten Szenen des Stücks: Gottfried Breitfuss als Emilias Vater, der zwischen seinen engen Moralvorstellungen und der Liebe zu seiner Tochter aufgerieben wird.
Alexandra Liedtke gibt mit Emilia Galotti ihr Regiedebut in Zürich, das man als gelungen betrachten darf. Das hat aber mehr mit den kleinen dramaturgischen Ideen und tollen schauspielerischen Einzelleistungen zu tun als mit einer cleveren Aktualisierung des Stücks. Dass Lessings Text nämlich hochmodern sei, meinte die Regisseurin unlängst. Wie nun aber Emilias Figur, die völlig von den Moralvorstellungen des 18. Jahrhunderts bestimmt ist, heute neu zu deuten und verstehbar zu machen wäre, dafür gibt Liedtke dem Zuschauer keine Hinweise. Etwas in diese Richtung fehlt, denn man steht heutzutage dem Todeswunsch der jungen Frau befremdet gegenüber.
im Rahmen meiner Prüfungslehrprobe an der Realschule würde ich gerne den Schülern ein Bild von einer Aufführung zeigen. Beim Stöbern im Internet bin ich auf ihre Seite gestoßen. Ich möchte das Bild lediglich kurz den Schülern zeigen. Es wird nicht anderweitig veröffentlicht werden. Hierzu bräuchte ich jedoch aus rechtlichen Gründen ihre Zustimmung. Ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn sie mir dies ermöglichen könnten.
Mit freundlichen Grüßen
aerdna
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