Simon Boccanegra
Christina Ruloff - Verdis Opern enden damit, dass der Held oder die Heldin zu wunderbarer Musik stirbt. In Luisa Miller, in Rigoletto, stirbt die Tochter in den Armen des liebenden und verzweifelten Vaters… in Simon Boccanegra ist es umgekehrt, hier stirbt der Vater in den Armen der Tochter. Doch...
Doch worum geht es überhaupt in dieser Oper, die im Genua des 14. Jahrhundert handelt? Boccanegra, der Plebejer, liebt die Tochter des Patriziers Fiesco. Die junge Frau, eingesperrt im Palast ihres Vaters, stirbt, die gemeinsame Tochter, ein kleines Mädchen, verschwindet. Jahre später, nachdem er ein erfolgreicher Politiker (Genuas Doge) geworden ist, findet er, zu seinem grossen Glück, seine Tochter wieder und wird kurz darauf von einem persönlichen Feind ermordet. 24 Jahre nach der (wenig erfolgreichen) Uraufführung seiner Oper im Jahre 1857 machte sich Verdi an eine Überarbeitung des Boccanegra. Neu sind vor allem die politischen Aspekte, die das Werk nun aufweist: Es war Verdis eigenste Idee einen (historischen) Brief Petrarcas in die Handlung einzufügen, der die Genuesen und Venezianer aufruft, nicht gegeneinander zu kämpfen, da sie ja Brüder seien, neu auch der grosse Friedensappell Simons an die zwischen Patriziern und Plebejern zerstrittenen Genuesen.
Giancarlo del Monaco inszeniert das Werk im Zürcher Opernhaus. Er führt die Figuren durch einen von Carlo Centolavigna geschaffenen eindrücklichen, fast leeren Raum, der von wenigen monumentalen Säulen gegliedert wird und je nach der Stimmung des jeweiligen Aktes von unterschiedlichen Farbklängen dominiert wird. Und Carlo Rizzi lenkt das Orchester der Oper Zürich souverän durch Verdis Partitur.
Leo Nucci: „Il mare!... il mare!“
In der Titelrolle überzeugt Leo Nucci; darstellerisch wie stimmlich ein grosser Sänger – unvergesslich, wie er sich (bereits vom Tode umschattet) nach dem Meer und dem leichten Wind, der am Meer weht, sehnt. Ebenso eindrücklich auch Roberto Scadiuzzi als adliger Fiesco und Massimo Cavalletti der Paolo, den Schurken der Handlung verkörpert. Isabel Rey, die die verlorene und wiedergefundene Tochter Amelia verkörpert, gefällt durch die intensive Gestaltung ihrer Rolle, auch stimmlich beherrscht sie die Partie. Fabio Sartori, allerdings, der die Tenorrolle des Geliebten der Amellia interpretiert, überzeugt weniger, sein Gabriele hat keinerlei lyrische Züge; sein „dammi la morte!“ wirkt geschrieen.
Gesamthaft: ein beeindruckender Opernabend, der Verdis Spätwerk hervorragend zur Geltung bringt
Weitere Spieldaten:
- Di, 13.01.2009
- Fr, 16.01.2009
- Mi, 21.01.2009
- Fr. 23. 1.2009
- So, 25.01.2009
- Sa, 07.02.2009