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15. Januar 2009, 12:54 Movie

Nomad's Land

Christina Ruloff - Das Ende der Welt gibt es noch! Gaël Métroz hat es bereist und mit seiner Kamera wunderbare und schier unglaubliche Szenen festgehalten. Métroz, Journalist und Filmer, wollte es seinem grossen Vorbild Nicolas Bouvier gleichtun. Dieser war 1953 für drei Jahre in den Osten gere...

Das Ende der Welt gibt es noch! Gaël Métroz hat es bereist und mit seiner Kamera wunderbare und schier unglaubliche Szenen festgehalten.

Métroz, Journalist und Filmer, wollte es seinem grossen Vorbild Nicolas Bouvier gleichtun. Dieser war 1953 für drei Jahre in den Osten gereist, mit einem Fiat Topolino und der unbestimmten Gewissheit, eine Reise zu machen und erleben zu müssen. Wohin, mit welchen Geld – das alles spielte keine Rolle: „Letztendlich macht man nicht die Reise - die Reise macht einen.“

Von Istanbul aus fuhr Métroz quer durch die Türkei, durch den Iran und schliesslich nach Afghanistan – nur um festzustellen, dass es die Welt seines geliebten von Bouvier als Reiseerinnerung gestalteten Buchs „L’usage du monde“ nicht mehr gab. Extremisten terrorisieren Land und Bevölkerung, rennen mit Kalaschnikows durch die Gegend, erschiessen auf offener Strasse im Namen des Glaubens Menschen. Da beschloss Métroz seine eigene Reise zu machen, eine neue Route zu wählen – und entdeckte eine ganz andere Welt.

Die Menschen, die Métroz getroffen hat, leben zuweilen noch immer wie vor hunderten von Jahren. Sie leben in ihrer eigenen Welt, in ihrer eigenen Kultur (die leider keine Schriftlichkeit kennt), nach den Jahreszeiten. Manche sind sesshaft, manche sind Nomaden und alle (von einer ganz üblen Ausnahme abgesehen) sind freundlich, wohlwollend, grosszügig. Métroz hält soviel wie möglich von dieser unglaublichen Reise und der berückend schönen Natur fest. Man sitzt im Sessel und kommt, wie damals, als man kleines Kind den grossen Weltatlas angeschaut hat, nicht aus dem Staunen heraus: Die Welt ist wohl vermessen, von Satelliten umkreist – aber sie steckt noch voll von unendlich vielen Geheimnissen und Wundern. Und man möchte immer mehr sehen und manchmal auch mehr wissen (Wo sind wir gerade? Wer sind diese Leute? Was sagen sie?).

Prosaischen Menschen wird es daher stark zusetzen, dass Métroz den Film in Anleihen an sein Vorbild als Selbstfindungsreise geschnitten und mit entsprechend subjektivem Kommentar ausgestattet hat: So erfahren wir alles über die Ängste, Hoffnungen und die Todessehnsucht des Regisseurs. Auch die philosophischen Gedankengänge über die Einfachheit und Reinheit anderer Kulturen strapazieren den Zuschauer arg. Dessen ungeachtet bleibt Nomad’s Land ein absolut bemerkenswerter, sehenswerter und garantiert einzigartiger Film.

Bewertung: 3.5 von 5

  • Titel: Nomad’s Land
  • Land: CH
  • Regie: Gaël Métroz
  • Verleih: Xenix Filmverleih
  • Start: 15. Januar 2008
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