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18. Januar 2009, 00:00 Movie

Changeling

Isabel Bures - Angelina Jolie spielt ihre beste Rolle in einem historischen Entführungsfall, in dem die Polizei eine Mutter mit einem falschen Kind "entschädigt", um Ermittlungsfehler zu vertuschen. Los Angeles, März 1928: An einem wunderschönen Samstagvormittag in einem Arbeiter-Vorort ve...

Angelina Jolie spielt ihre beste Rolle in einem historischen Entführungsfall, in dem die Polizei eine Mutter mit einem falschen Kind "entschädigt", um Ermittlungsfehler zu vertuschen.

Los Angeles, März 1928: An einem wunderschönen Samstagvormittag in einem Arbeiter-Vorort verabschiedet sich die allein stehende Mutter Christine Collins (Angelina Jolie) von ihrem neun Jahre alten Sohn Walter (Gattlin Griffith). Als sie von der Arbeit am Abend nach Hause kommt, bemerkt sie bestürzt, dass Walter verschwunden ist. Erst fünf Monate später kommt die erlösende Nachricht: Ihr Junge wurde in Illinois endlich gefunden. Doch als die Polizisten am Bahnhof stolz vor der Presse Mutter und Sohn vereinen wollen, durchfährt Christine ein weiterer Schock: Der kleine Bursche (Devon Conti) ist nicht ihr Walter. Was die ganze Situation noch seltsamer macht: der Junge behauptet aber, Christine sei seine Mutter.

In dem Versuch die Verwechslung zu beweisen, wie ihrer vehementen Forderung, die Suche nach Walter fortzusetzen, muss die verzweifelte Mutter jedoch schmerzvoll erfahren, dass in der Prohibitions-Ära von L.A. Ende der 1920er Jahre niemand die Handlungen der Polizei und der despotischen politischen Infrastruktur in Frage zu stellen hat – schon gar nicht eine Frau. Beschimpft als wahnhaft und krank, steht ihr einzig der furchtlose Pfarrer Gustav Briegleb (John Malkovich) zur Seite, der sich als Wachhund gegen die ungezügelte Korruption der Stadtregierung positioniert und Christine hilft, ihren Fall öffentlich zu machen.

Die Geschichte vom Verschwinden des kleinen Walter und den korrupten Machenschaften des Los Angeles Polizeidepartements während und nach den fehlerhaften Investigationen des Falles ist vor allem deshalb so schockierend, weil es sich um eine wahre Begebenheit handelt, die kurioser ist als jede Fiktion. Die zufällige Verbindung der unglaublichen Ereignisse verwebt Regisseur Clint Eastwood in einer vielschichtigen Darstellung auf unterschiedlichen Erzählebenen. Gekonnt nutzt er das hochemotionale und historische Mutter- und Sohn-Drama um die unverhüllte Kritik an dem damals von Korruption und Machtmissbrauch zerrütteten Polizei-Apparat der Westküsten-Metropole voll auszuspielen. Mutterliebe, Gerechtigkeit und die Suche nach Wahrheit als existentielle Themen verweisen dabei durchaus in die Gegenwart: ein Autoritätsgebilde will seinen Bürgern etwas Falsches für bare Münze verkaufen, bis das System zerbröselt, weil einer nicht mehr lügt und die anderen nicht mehr glauben – man denke an die endende Ära Bush.

Mit einem hervorragend fotografierten und sorgfältig ausgestatteten Film zeigt sich Hollywood hier von seiner besten aber auch konventionellsten Seite. Es handelt sich um ein Erzählkino der Klischees, bei dem die Guten die Guten sind und bleiben, während die Bösen als solche entlarvt werden – ganz wie es dem amerikanischen Selbstverständnis entspricht. So funktioniert der Mysterythriller vor allem als Emotionsmaschine, bei dem kein Auge trocken bleibt. Wer sich davor nicht scheut: Taschentücher einpacken und mitfühlen!

Bewertung: 4 von 5

  • Originaltitel: Changeling
  • Deutscher Titel: Der fremde Sohn
  • Dauer: 140 min
  • Land (Jahr): USA (2008)
  • Regie: Clint Eastwood
  • Hauptdarsteller:
Angelina Jolie, Gattlin Griffith, Devon Conti, John Malkovich, Jeffrey Donovan, Michael Kelly, Colm Feore, Jason Butler Harner

  • Drehbuch: J. Michael Straczynski
  • Kamera: Tom Stern
  • Verleih: Universal Pictures International (Schweiz)
  • Release: 22.01.2009
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