Raphael Saadiq - The Way I See It
Oliver Kaftan - Motown is back! Seit seinem Debut mit dem bahnbrechenden R'n'B-Trio Tony! Toni! Toné! sind mittlerweile 20 Jahre vergangen, aber Raphael Saadiq scheint noch lange nicht müde zu sein – im Gegenteil! Sein Engagement ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen: Saadiq hat im ...
Mit The Way I See It, seinem unterdessen vierten Solo-Album, legt uns der 42-jährige Kalifornier nun seine Sicht der Dinge dar und diese wirkt von Beginn an authentisch. Dabei verleiht ihm nicht bloss die Tatsache, dass er alle Songs auf dem Album selber geschrieben und produziert hat diese tiefe Glaubwürdigkeit. Der sich selber als Brückenbauer zwischen Generationen sehende Musiker hat dem Album ein simples und kohärentes Konzept zugrunde gelegt, welches pure Ästhetik ausstrahlt, die durchaus auch jüngeren Hörern einen Hauch von Nostalgie zu induzieren vermag. Bereits das karmesinrote Cover vermag hier Sehnsucht zu entflammen. Thematisch im Vordergrund steht die Liebe, welche getreu der Linie des Neo Soul in verschiedensten Facetten besungen wird - zuerst gepriesen, dann beklagt, um sie schliesslich in ein ganzheitliches, beinahe spirituelles Konzept der Nächstenliebe zu integrieren. Der Einfluss von Legenden wie Marvin Gaye oder Donny Hathaway auf dem Album ist unverkennbar, aber Saadiq ist kein blosser Nachahmer. Er versteht es, mit seiner charismatischen Tenorstimme den Hörer zu elektrifizieren, was durch die Produktion im Stile des Motown der 60er Jahre mit den typischen Gitarren Riffs, Hall-Effekten und Hooks (Never Give You Up) brillant bekräftigt wird. Die Background-Vocals werden sinnvoll eingesetzt, um die emotionale Variabilität von quälend (Calling) bis euphorisch (Love That Girl) so authentisch wie möglich wirken zu lassen. Fernab der Computer-Musik des R’n’B-Mainstreams gelingt es Saadiq, Vitalität auszustrahlen (100 Yard Dash), aber auch sexy Elemente auf kraftvolle (Let‘s Take A Walk) und ästhetisch Weise (Just One Kiss) einzubinden. In Big Easy werden Gegensätze überwunden, ein kecker Beat wird mit traurig-fordernden, ja gar politischen Lyrics kombiniert. Magnetisch wirkt auch die Integrationen von sanften Hip Hop-Instrumentals (Sometimes) in das Album und so scheint der Brückenbau zwischen Generationen, zwischen Old School und New School, kunstvoll zu gelingen, was sich auch in der Auswahl der Featurings (Stevie Wonder vs. Joss Stone, CJ, Jay-Z) kreativ widerspiegelt, wobei letztgenannter mit seiner halb gesungenen, halb gerappten Darbietung nicht wirklich in das ansonsten vielfältige, aber doch sehr harmonische Konzept passt. Höhepunkt des Albums bildet vielleicht Oh Girl, dessen sitarartige melancholische Melodie und süsse Lust einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
The Way I See It wurde für drei Grammys nominiert, unter anderem als „Best R&B Album“. Das iTunes‘ editorial team kürte das Album zum „iTunes #1 Best Album of 2008“.
Label
Columbia (Sony BMG)
Veröffentlichung CH
30.01.2009
Tracklisting
1. Sure Hope You Mean It
2. 100 Yard Dash
3. Keep Marchin'
4. Big Easy (featuring The Infamous Young Spodie & the Rebirth Brass Band)
5. Just One Kiss (featuring Joss Stone)
6. Love That Girl
7. Calling (featuring Rocio Mendoza)
8. Staying In Love
9. Oh Girl
10. Let's Take a Walk
11. Never Give You Up (featuring Stevie Wonder & CJ)
12. Sometimes
13. Oh Girl (Remix) (featuring Jay-Z)