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Gregor Schenker - In dieser internationalen Produktion schickt die Schweizer Filmemacherin Ursula Meier einer unglückseligen Familie die Autos auf den Hals: Michel und Marthe wohnen zusammen mit ihren drei Kindern gleich neben dem stillgelegten Streckenabschnitts einer Autobahn. Man verbringt ger...
Michel und Marthe wohnen zusammen mit ihren drei Kindern gleich neben dem stillgelegten Streckenabschnitts einer Autobahn. Man verbringt geruhsame Tage und baut an einem Pool, da taucht eines Tages plötzlich eine Kolonne von Bauarbeitern auf. Eh sich die Familie versieht, ist das Strassenstück instand gesetzt und rollen die ersten Autos drüber, bis der Verkehr schliesslich Tag und Nacht am trauten Heim vorbei dröhnt.
Über die Sommerferien zieht sich unsere Familie ins Haus zurück und versucht zunehmend verzweifelt, sich vor dem Lärm und den Abgasen zu schützen. Die Methoden werden immer drastischer und führen in die selbstgewählte Isolation…
Den Reiz des Filmes macht vor allem die fast schon surreal anmutende, nichtsdestotrotz gut nachfühlbare Grundsituation aus. Der schwer fassbare „Gegner“, den der (staatlich aufgezwungene) Verkehr darstellt, wird dabei geradezu zu einer Naturgewalt, gegen welche die Protagonisten auf verlorenem Posten stehen.
Den Verantwortlichen gelingt es über weite Strecken wunderbar, einem diese Protagonisten näher zu bringen – bis das Verhalten der Charaktere, vor allem das von Huppert (Die Klavierspielerin) als Mutter und Oliver Gourmets (Le fils) als Vater, gegen Schluss immer hysterischer und weniger nachvollziehbar wird. Klar, hier geht es um das Abdriften in den Wahn, aber wenn die Figuren immer unsympathischer werden und einem auf den Senkel zu gehen beginnen, ist das nicht grad ideal für die Aufrechterhaltung des Zuschauerinteresses.
Schade, denn bis dahin überzeugt der Film und ist, obwohl gar nicht so viel passiert, erstaunlich spannend – derart packen einen die intime Schilderung dieses Familienlebens (seltsam bloss, dass Ursula Meier sich anscheinend das Ziel gesetzt hat, die Kinder möglichst oft nackt zu zeigen) und die hoffnungslose Gegenwehr. Viel zum Genuss des Werkes trägt die musikalische Untermalung bei, die von Klassik bis hin zu Jazz sowie Blues reicht und gut ins Ohr geht.
Fazit: Was als beeindruckender Film über das alltägliche Leben einer Familie und das Hereinbrechen einer „höheren Gewalt“ beginnt, läuft gegen Ende dank der unglücklichen Führung der Charaktere etwas auf Grund. Dennoch, insgesamt lohnt sich das Kinoerlebnis.
Bewertung: 3 von 5
- Titel: Home
- Land: Schweiz/Frankreich/Belgien
- Regie: Ursula Meier
- Darsteller: Isabelle Huppert, Olivier gorumet, Adélaïde Leroux, Madelaine Budd, Kacey Mottet Klein
- Verleih: Filmcoopi
- Start: 19. Februar 2009