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20. Februar 2009, 15:47 CD / Vinyl Music

Patricia Kaas - Kabaret

Patrick Holenstein - Die französische Chanteuse ist längst ein Star und das über die Landesgrenzen hinaus. Seit 20 Jahren fühlt sie sich auf den Bühnen Europas und der Welt zuhause, hat über 16 Millionen Tonträger verkauft und trat Mitte der 90er Jahre als erste westliche Künstlerin nach dem ...

Die französische Chanteuse ist längst ein Star und das über die Landesgrenzen hinaus. Seit 20 Jahren fühlt sie sich auf den Bühnen Europas und der Welt zuhause, hat über 16 Millionen Tonträger verkauft und trat Mitte der 90er Jahre als erste westliche Künstlerin nach dem Krieg in Hanoi (Vietnam) auf. Jetzt legt sie mit Kabaret ihr achtes Studioalbum vor. Es als Konzeptalbum zu bezeichnen wäre wahrscheinlich untertrieben, denn glaubt man den Pressetexten und dem CD-Booklet, dann öffnet die Platte nicht weniger als „das Universum von Patricia Kaas für ihre Fans.“

Für Kaas stand aber noch etwas anderes im Mittelpunkt. Sie wollte eine Hommage an die 30er Jahre und nicht zuletzt an ihre Heldinnen, wie Martha Graham, Greta Garbo oder Hildegard Knef und wie sie alle heissen. Das gelingt ihr ausgezeichnet. Mit einem leichten, aber sehr charmanten Akzent singt sie Knefs Das Glück kennt nur Minuten und zollt der verstorbenen „Grande Dame“ des deutschen Chanson vollsten Respekt. Als zweite deutschsprachige Hommage findet man Wo sind die Clowns – . wahrscheinlich gilt der Tribut hier Zarah Leander. Die Single wurde zwar von vielen Sängerinnen interpretiert, aber für Leander war das Lied wie ein kleines Vermächtnis, sollte es doch ihre letzte Aufnahme bleiben. Sie wurde kurz darauf krank und starb einige Jahre später. Patricia Kaas belässt es aber nicht bei Neuinterpretationen der Songs ihrer Vorbilder.

Der Opener Addicte aux heroines ist eine Ode an ihre Heldinnen, die sie im Text auch fast schon als Lebensinhalt betitelt. Ces héroïnes sont mon opium. Mon Piano Rouge erinnert an den französischen Vaudeville, trägt aber deutliche moderne Züge durch die elektronische Untermalung und das ständig die Tonspur wechselnde Piano. Dafür ist Brifo verantwortlich. Er, der schon den Tango des Gotham Projekts elektronisch unterlegt hatte, stand Patricia Kaas bei mehreren Songs unterstützend zur Seite und setzte seine Akzente. Mon Piano Rouge erzählt die Geschichte eines vergessenen Instruments, welches der Künstlerin hilft, sich an alte Melodien und Weisen zu erinnern. Ein schönes Plädoyer für die Leidenschaft in ihrer Musik. Als letztes soll Et s’il fallait le faire betont werden. Der Song ist der französische Beitrag zum Eurovision Song Contest, der im Frühling in Russland stattfindet. Kaas tritt damit die Nachfolge von Sébastien Tellier an, der im Vorjahr lediglich auf Platz 19 landete. Der Song erzählt von der Liebe und davon, was die Sängerin alles für ihren Liebsten tun würde: „ J’arrêterais le temps, Que tous tes mots d’hier Restent à moi maintenant“. Eigentlich der klassische Eurovision Chanson, sowohl musikalisch als auch textlich, doch wird sie wohl am 16. Mai im Brei der Möchtegern-Britneys untergehen.

Kabaret packt den Zuhörer von Anfang an, was natürlich nicht zuletzt an Kaas markanter, charmant rauher Stimme liegt. Aber die CD ist auch auf sehr hohem Niveau produziert – von Patricia Kaas höchstpersönlich! Alles klingt glasklar – von der Stimme über die Instrumente bis hin zu den feinen elektronischen Nuancen. Besser hätte man es kaum hinbekommen und Patricia Kaas hat Spass am Singen. Sie variiert ihre Stimme von sanft flüsternd über erotisch, fast betörend bis zu klagend. So gelingt es ihr scheinbar mühelos, sich auf Augenhöhe zu ihren Idolen zu stellen. Das Universum, welches Patricia Kaas offenbart, ist durchaus abwechslungsreich und obwohl in den 30er Jahren angesiedelt, zeitlos.

Das Kabaret der Patricia Kaas

Live:

  • 1. März 09 KKL, Luzern (Ausverkauft)
  • 3. März 09 Kongresshaus Zürich (Ausverkauft)
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