Doro im Interview
Ragulan Vivekananthan - An einem kalten Freitag im Januar besucht Students.ch die härteste Lady der Metalwelt. In einem schicken Zürcher Hotel ackert sich die ehemalige Sängerin von Warlock durch die Interviewtermine. „Gestern Abend war ich in Stockholm, um ein bisschen Promo für die neue Platte F...
Jubiläum
Ein viertel Jahrhundert ist eine verdammt lange Zeit. Vor allem in der Musikbranche ist das eine Ewigkeit. Trotzdem hat sich Doro Pesch am Metal-Olymp festgebissen und ist mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Aus diesem Grund feierte Doro eine Jubiläumshow Ende Dezember letzten Jahres in ihrer Heimstadt Düsseldorf. Zahlreiche Freunde, Stars und Kollegen – unter anderem die Scorpions und Warlock – traten in der Show mit ihr auf und huldigten damit die Metallady. Man freut sich auf die DVD, die den ganzen Anlass in Erinnerung halten soll, der immerhin fast dreieinhalb Stunden dauerte! Die neue Scheibe Fear no Evil rundet das Jubiläum schön ab. „Ich wollte eine Platte machen, die die letzten 25 Jahre repräsentiert. Deshalb sind Songs darin enthalten, die einerseits klar dem Old-School Songwriting – lange Intros und harte Riffs – zuzuschreiben sind und andererseits die modernen Stücke, die sehr viele Pop-Elemente beinhalten. Natürlich sind die allseits beliebten Hymnen und Balladen auch auf der Platte vorhanden.“Ein Song namens Caught in a Battle sticht besonders hervor, der wohl der härteste Song in Doro’s Karriere zu sein scheint. Es handelt sich dabei um einen Song, der den Nerv der Zeit trifft und besonders ein ernsthaftes Problem der Welt aufzeigt, nämlich den Krieg. Den Krieg, den man meistens aus sinnlosen Gründen startet und man sich fragen muss, wofür oder weshalb man überhaupt kämpft. Den Krieg, der meist mehr Opfer als Befreite hervorbringt.
Die dunklen 90’er
Blickt man auf die Karriere dieser einzigartigen Frau zurück, wird schnell deutlich, dass ein Leben als Rockstar nicht nur schön sein kann, denn jede Münze hat zwei Seiten. Der Start mit Warlock verlief extrem gut: „Als wir in den 80’er angefangen haben, wussten wir nicht einmal, dass wir Metal machten. Wir haben einfach das gemacht, was uns gefallen hat. Als man sagte, dass wir eine geile Metalband seien, haben wir uns erst dann als solche definiert! So hatte das ganze begonnen. Auf einmal wurde Metal riesengross und wir befanden uns mittendrin!“ Auftritte am Monsters of Rock in England oder eine Tour mit Judas Priest bestätigen das Aufsteigen der Band. Warlock entdeckte durch das viele Touren verschiedene Länder, Städte und Kulturen. Vor allem New York hat es Doro angetan. Sie entschliesst sich deshalb dort zu bleiben. MTV und diverse Radiostationen helfen ihr in Amerika Fuss zu fassen. „In Amerika ging es richtig ab und das Ganze wurde grösser als wir uns das jemals erträumt hätten. Doch plötzlich hörte man im Radio nur noch Bands wie Pearl Jam oder Nirvana. Die Art von Rock oder Metal, die die 80’er geprägt hatte, war auf einmal auf dem absteigenden Ast. Zuerst dachten wir, dass der Grunge eine Eintagsfliege sein würde und dass der Metal spätestens in zwei Jahren wieder oben stehen würde. Doch es dauerte fast zehn Jahre – also die ganzen 90’er – bis Metal wieder angesagt war. Diese Zeit war doch sehr hart für die Szene und speziell für mich.“ Doro vermisst diejenigen Freunde, die dem schwarzen Loch der 90’er nicht standhalten konnten und sich vom Metal abgewandt haben. Auch ihre Platten wurden vom Label zwiespältig angesehen, kritisiert oder massentauglich umkonzipiert. Immer wieder wurde sie zu Anpassung gezwungen. „Glücklicherweise kam der Metal zu Beginn des neuen Jahrtausends zurück und ist mittlerweile grösser denn je!“
25 Jahre sind eine lange Zeit. In einem solchen Zeitrahmen kann viel passieren. Doro Pesch hat viel erlebt und sie hat die Höhen und Tiefen des Business kennen gelernt. Doch das Wichtigste ist: Sie hat durchgehalten! Sie beweist, dass sie ein Profi ist, indem sie auf die letzte Frage gekonnt ausweicht (Mit wem würdest du am liebsten eine Affäre haben: a) Lemmy (Motörhead), b) Gene Simmons (Kiss) oder c) Napoleon?): „Ach, den Lemmy und den Gene kenn ich ja schon lange. Das sind gute Freunde von mir. Ich würde niemals solche wunderbaren Freundschaften aufs Spiel setzen! Und den Napoleon kenn ich nur von Büchern aus dem Geschichtsunterricht, aber der soll ja ziemlich klein gewesen sein!“
Die neue Platte Fear no Evil ist seit Ende Januar in den Läden erhältlich.