Review: The Roots (USA) @ Maag Event Hall, Zürich
Daniel Gremli - Eine zweistündige Lawine in der Zürcher Maag Event Hall: Würden die Roots Schnee statt Sound machen, hätten die Schweizer Wintersportorte seit gestern keine Probleme mehr. Spielten mit dem Publikum: The Roots18 Uhr war Türoffnung, um 20 Uhr sollte es losgehen. Ging es auch,...
Spielten mit dem Publikum: The Roots
18 Uhr war Türoffnung, um 20 Uhr sollte es losgehen. Ging es auch, aber mit einer Vorband, von der die wenigsten zu wissen schienen. So hatten denn Kalash aus Frankreich auch ein schweres Los, spielten ein paar ihrer „Hiphop-Rock“-Lieder und verschwanden nach einer halben Stunde wieder von der Bühne. Dann wieder Musik ab Konserve, Warten. Jede Umstellung am Licht oder beim Sound löst Jubel aus. Doch sie kommen nicht, auch um 21 Uhr noch nicht. Um 21h10 wird es endlich dunkel im Saal. „Zurich, Switzerland, you’re now rockin’ with the best.“ Ein Schlagzeug ertönt, dazu die unverkennbare Stimme von Rapper Black Thought. Ein erster Track, Web, in kompletter Dunkelheit, nur Schlagzeug und Stimme. Dann startet die Lichtshow, die ganze Band setzt ein, The Roots stehen auf der Bühne der Maag Event Hall in Zürich.
Eine Soundlawine überrollt das Publikum, die Bässe massieren den Magen, die Höhen lassen auf baldige Erfolge in der Tinnitusforschung hoffen. Rhythmusmaschine ?uestlove gibt vom Schlagzeug aus den Takt vor, Pausen gibts nicht, ohne Unterbruch wird Hit an Hit gereiht. Black Thought scheint eine Lunge eines Pferdes zu haben. Erst bei den Soli überlässt er die Bühne seiner Band, und jedes Mitglied verblüfft mit unglaublichen Fähigkeiten auf seinem Instrument: Leon Hubbard am Bass, Knuckles an der Percussion, ?uestlove am Schlagzeug, Kirk Douglas an der Gitarre und Kamal am Keyboard. Ein weiteres Highlight ist der Klassiker You’ve got me, bei dem Kirk Douglas den Gesangspart von Erykah Badu übernimmt. Irgendwann gehen sie dann von der Bühne, lassen sich wieder zurückrufen, um das einleitende „you’re now rockin’ with the best“ noch einmal klar und deutlich zu unterstreichen. Mit einer weiteren ununterbrochenen Lawine, bestehend aus Improvisation, eigenen Klassikern wie The Seed oder The Next Movement, und einem Medley zwischen Oldies und Gangsta Rap. Nach zwei Stunden ist dann definitiv Schluss, man geht hinaus in die laue Dezembernacht und die Lawine hallt noch lange nach. Oder ist es ein Tinnitus-Pfeifen?