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25. Februar 2009, 11:42 Music Interview

Interview mit Polar

Silvan Gertsch - Dein neues Album heisst „French Songs“. Was steckt hinter dem Titel?Dieser Titel ist ein Spiel. All die Songs sind ja in französischer Sprache gesungen, der Titel ist aber in englisch. Ich will damit zeigen, dass ich zwar französisch singe, aber eine starke Verbindung zur e...

Dein neues Album heisst „French Songs“. Was steckt hinter dem Titel?

Dieser Titel ist ein Spiel. All die Songs sind ja in französischer Sprache gesungen, der Titel ist aber in englisch. Ich will damit zeigen, dass ich zwar französisch singe, aber eine starke Verbindung zur englischen Musik habe. Ich hatte im Vorfeld ziemliche Zweifel, in welcher Sprache ich die Songs auf dem neuen Album singen will. Als diese Sache geklärt war, suchte ich nach einem starken Namen. Den fand ich zufällig, als ich mit dem A&R-Manager meines Labels sprach.

Ursprünglich wolltest du es ja Polar nennen?

Ich bin fast verzweifelt und habe sicher gegen 300 potenzielle Titel aufgeschrieben. Der A&R-Manager empfahl mir dann mehr aus Spass, ich solle es doch „French Songs“ nennen. Es ist ein cooler Titel. Die Leute in Frankreich mögen ihn.

Wirklich? Sind die der englischen Sprache gegenüber nicht zurückhaltend?

Das war früher so. Aber sie haben sich dem englischen gegenüber stark geöffnet in den letzten Jahren.

„French Songs“ ist dein zweites französischsprachiges Album. War es dieses Mal einfacher für dich, die Texte zu schreiben?

Auf „Jour Blanc“, dem Vorgänger, habe ich den grössten Teil der Songs mit Miossec, einem bekannten französischen Sänger und Schriftsteller, zusammen geschrieben. Nur ein Stück darauf stammt aus meiner Feder, die Single „Le Brasier“. Ich habe fürs neue Album einfach drauf los geschrieben, ohne mir gross Gedanken zu machen. Die Franzosen haben sehr hohe Ansprüche an die Texte. Das ist auf Sänger wie Brel, Gainsbourg und Brassens zurückzuführen. Sie hinterlassen ein schweres Erbe und haben das Sprachlevel auf ein sehr hohes Niveau gebracht.

Das heisst, wer französische Songs singt, muss sich mit ihnen messen?

Genau, die kann man mit Bob Dylan und Leonard Cohen vergleichen. Das sind Götter. Wer nach ihnen kommt, sieht sich grossem Druck ausgesetzt. Sie haben eine Tradition hinterlassen, wie man Songs schreibt.

Und dieser Tradition folgst auch du?

Nicht direkt. Ich kannte diese drei Sänger, als ich die Songs zu schreiben angefangen habe, ehrlich gesagt nicht so gut, weil ich mit englischsprachiger Musik aufgewachsen bin. Ich habe meine Texte auf meine eigene Art umgesetzt. Als ich die Stücke den Leuten bei der Plattenfirma vorgestellt habe, waren sie davon begeistert. Das hat mir Selbstvertrauen gegeben, weiterzufahren. Ich musste mich aber während zwei bis drei Jahren an diesen Sprachwechsel gewöhnen. Und ich habe ihn noch immer nicht abgeschlossen.

Du pendelst zwischen Paris und Genf - die Leute in deinem Umfeld verstehen nun also deine Songs.

Das ist der grösste Vorteil davon, dass ich französisch singe. Sobald die Leute den Sänger verstehen, öffnet das Türen. Das ist eine unglaubliche Erfahrung. Sie reagieren auf das, was ich singe, weil sie es verstehen. Das ist der grosse Unterschied, wenn die Leute auf einmal nicht mehr nur auf meine Stimme hören, sondern auch die Inhalte verstehen, die ich vermittle.

Du sprichst ja auch deutsch. Sind Songs in dieser Sprache geplant?

Ich weiss nicht, ob es ein Album geben könnte. Aber ich bin neugierig, wie es klingen würde.

Hast du konkrete Pläne?

Es geht um eine Zusammenarbeit mit jemandem. Ich habe ja schon in der Vergangenheit Erfahrungen mit der deutschen Sprache sammeln können. Damals lebte ich eine zeitlang im Toggenburg im Hinblick auf die Expo, als ich zusammen mit „Die Regierung“ ein Projekt am Start hatte. Ich selber mische einfach gerne Sprachen und Kulturen. Deshalb wäre ich sehr stolz, wenn ich ein deutsches Stück aufnehmen könnte. Selbst wenn die französischsprachigen Menschen es nicht verstehen könnten.

Es gibt aber ja auch deutsche Songs, die in Frankreich funktionieren. „Hemmige“ beispielsweise.

Genau, von Mani Matter und Stephan Eicher. Ein anderes Beispiel ist „Eisbär“. Egal, wo in der Welt ich den Song singe, alle mögen ihn und kennen ihn. Das sind universale Songs. Meine Welt ist momentan zweisprachig, vielleicht auch dreisprachig. Das mag ich. Da kommt auch immer ein neues Publikum dazu. Leute, die nur meine englischen Songs kennen, freunden sich beispielsweise mit meinen französischen Songs an. Und das ermöglicht mir auch, mich ständig weiterzuentwickeln.

Diese Weiterentwicklung ist ein zentrales Thema in Bezug auf deine Musik.

Da habe ich Beck als Vorbild. Er bleibt nie stehen, spielt mit Stilen und Konzepten. Meine Musik klingt zwar nicht so wie seine, aber ich mag die Tatsache, dass man bei ihm nie weiss, wie sein nächstes Album klingen wird. Ich mag Leute, die versuchen, jedem Album eine andere Farbe zu geben.

Auf „French Songs“ hast du als besten Beweis für deine Weiterentwicklung viele orchestrale Momente und Bläsersätze eingebaut.

Ja, genau. Ich habe schon immer davon geträumt, so etwas umzusetzen, aber das kostet natürlich sehr viel. Ich bin mit dieser Musik aufgewachsen. Meine Mutter hat sich immer Songs von Frank Sinatra angehört.

Auch klassische Musik?

Diese Art von Musik mag ich zwar, aber ich würde das nicht als einen Einfluss ansehen für mein Album. Aber mich fasziniert Musik mit Streichern. Country-Musik mit Streichern, Soul-Musik, Reggae mit Strings – all das interessiert mich. Meine Traumsituation auf der Bühne sieht so aus: Eine akustische Gitarre, ein Jazz-Schlagzeug und ein Orchester. Ich versuche immer stärker, in diese Richtung zu gehen.

Für dein neues Album hast du auf einem Song mit Stephan Eicher zusammengearbeitet. Wie sah diese Arbeit aus?

Wir haben uns vor etwa sieben Jahren mal getroffen und einen Song aufgenommen. Veröffentlicht haben wir das Stück aber nie, weil ich mit dem Text nicht so zufrieden war. Und dann hat mir Stephan vor etwa einem Jahr eine Email geschickt und gefragt, ob ich mich an diesen Song erinnere und daran, wie gut er ist. Ich verfolgte also die Idee weiter, diesen Song zu veröffentlichen und bastelte am Text weiter. Ich traf kurz darauf einen Typen in Paris und erzählte ihm die Geschichte mit den SVP-Plakaten.

Welche meinst du?

Die mit dem schwarzen Schaf, das aus der Schweiz gekickt wird. Ich schämte mich, als ich in Genf aus dem Zug gestiegen bin und als erstes dieses Plakat gesehen habe. Das schockierte mich. Ich erzählte also dem Kollegen in Paris diese Geschichte und er erarbeitete dann mit mir zusammen einen Text. Für diesen Song „Avec des si“ habe ich zum ersten Mal mit mehreren Leuten zusammengearbeitet.

Du hast ja auch zum ersten Mal mit zwei Produzenten gearbeitet.

Genau. Einer von denen ist Régis Cecarelli. Er ist sehr berühmt in Frankreich und hat auch schon mit Abd Al Malik, einem bekannten Rapper, zusammengearbeitet. Für die Aufnahmen haben wir 14 Tage eingeplant – nach fünf Tagen waren wir schon durch.

Kommen wir zum Schluss noch einmal auf die Sprache zurück. Einen einzigen englischen Song hast du auf dem Album: „Some Velvet Morning“ von Lee Hazlewood. Wieso dieses Stück?

Den haben wir für eine Compilation in Frankreich aufgenommen und der war dort sehr erfolgreich. Lee Hazlewood ist eines meiner grössten Vorbilder – er war einer der grossartigsten Songschreiber aller Zeiten. Das Stück ist als Bonus Track gedacht.

"French Songs" von Polar erscheint am 27. Februar!

www.myspace.com/ilovepolar

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