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8. März 2009, 19:30 Movie

DVD der Woche: Die Todesreiter von Darfur

Christina Ruloff - Stell dir vor, es ist Völkermord und keiner schaut hin: In Darfur, im Westen von Sudan, findet ein Genozid statt: 300'000 Menschen wurden bislang auf entsetzliche Weise ermordet, etwa drei Millionen Menschen vertrieben. Und die internationale Gemeinschaft schaut zu.Erst letzte W...

Stell dir vor, es ist Völkermord und keiner schaut hin: In Darfur, im Westen von Sudan, findet ein Genozid statt: 300'000 Menschen wurden bislang auf entsetzliche Weise ermordet, etwa drei Millionen Menschen vertrieben. Und die internationale Gemeinschaft schaut zu.

Erst letzte Woche hat der Internationale Gerichtshof in Den Haag einen Haftbefehl gegen den sudanesischen Präsidenten Al-Baschir ausgestellt, wegen Verdacht auf Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. An den Gräueltaten in Darfur wird dies ebenso wenig ändern, wie die 24 UN-Resolutionen zu Darfur.

Wer Die Todesreiter von Darfur gesehen und Brian Steidle zugehört hat, kann nicht anders, als sich zu schämen. Steidle ist ein ehemaliger Marine und entstammt einer Familie mit langer, militärischer Tradition. Im Jahre 2004 fuhr er in den Sudan als unbewaffneter Beobachter des Waffenstillstands zwischen Nord und Süd. Später liess er sich nach Darfur versetzen. Er hatte, wie wir alle, von den Massakern an der dortigen Bevölkerung gehört; doch was er täglich erlebte, erschütterte sein Selbstverständnis – und den Glauben in sein Land, die USA. Steidle konnte voraussagen, welche Dörfer und Städte vernichtet würden, wann die bewaffneten Helikopter hochsteigen und wann die berittenen Dschandschawid-Milizen auftauchen, vergewaltigen und verbrennen würden. Die Milizenführer gaben im Gespräch auch fröhlich all ihre Verbrechen zu und erklärten, im Auftrag der Regierung zu handeln. Steidle schrieb Dutzende Berichte im Glauben, dass wenn die Politiker zu Hause, die Welt nur wüssten, was hier an Unsäglichem geschieht, man sofort einschreiten und dem Morden ein Ende bereiten würde. Doch nichts geschah.

Und noch immer geschieht nichts. Brian Steidle wurde von Politikern empfangen und verdankt, war in Talkshows und an Podiumsdiskussionen. Seine Bilder von verbrannten, aneinander geketteten Kindern gingen um die Welt. Doch Steidle ist bitter und verzweifelt geworden. Er schämt sich und fühlt sich schuldig. Denn im Grunde schert sich niemand um die Menschen in Darfur. Falsche Betroffenheit kostet nichts, Papier ist geduldig und die Sesselkleber in den internationalen Gremien, gerade in der UNO, verfolgen ihre eigenen Interessen. Die Afrikanische Union schlägt, wenn konkretere Sanktionen gegen Khartum (oder das Mugabe - Regime) ausgesprochen werden sollen, mit Rassismusverdacht gegen die westliche Welt und diese gibt den in Sudan Öl fördernden Mächten China und Russland noch so gerne nach. So werden weiterhin systematisch Menschen in Darfur ermordet, jeden Tag.

Die Todesreiter von Darfur überzeugt als Film nicht. Er besteht zum grössten Teil aus Steidles privaten Videoaufnahmen und Fotos; sie sind oftmals unscharf und untermalen wahllos Steidles Erzählung. Zudem ist der Stoff für Amerikaner aufbereitet, so dass er rührend didaktisch das Offensichtliche verbalisiert und ständig wiederholt. Er will informieren, aufrütteln und den Zuschauer dazu bringen, zu handeln, Verantwortung für die Welt zu übernehmen. Die USA können bekanntlicherweise die Welt nicht mehr retten. Es liegt an uns und unserer Regierung etwas zu tun, Neutralität hin oder her. "Früher oder später muss man Partei ergreifen - wenn man ein Mensch bleiben will." (Graham Greene: Der stille Amerikaner)

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