PERU – Essen
Dina Zwimpfer - Als Vegetarierin wurde ich schon vor meiner Perureise gewarnt, dass ich mit dem peruanischen Essen Mühe haben würde – denn Fleisch ist ein wichtiger Bestandteil des peruanischen Essens. Ich versuchte daher, mich seelisch darauf vorzubereiten, dass ich wohl Fleisch würde esse...
Das Preis/Leistungs-Verhältnis ist in peruanischen Restaurants allgemein so gut, dass es sich nicht lohnt, selber zu kochen. Ein Menu kostet in günstigeren Restaurants drei Soles, das ist umgerechnet etwa ein Schweizer Franken. Billiger bedeutet interessanterweise in der Regel nicht schlechter, sondern lediglich weiter weg vom Touristenzentrum. Ein Menu beinhaltet eine Suppe mit Kartoffeln und Fleischklössen, die schon ziemlich satt macht. Dann folgt ein definitiv sattmachender Hauptgang. Je nach Restaurant kann man aus mehreren Hauptgängen auswählen, manchmal bekommt man aber auch einfach das Tagesmenu. Mir persönlich gefällt das gut, dann muss ich nicht lange die Karte studieren, habe nicht die Qual der Wahl und erst noch jeden Tag eine persönliche kleine Überraschung.
Interessanterweise warnen die Peruaner einen immer vor der Schärfe ihres Essens. Ich hatte jedoch nicht einmal wirklich scharf gewürztes Essen. Vermutlich meinen sie das so genannte Aji, das von jedem Koch nach eigenem Rezept hergestellt wird und wovon auf jedem Tisch ein Schälchen bereitsteht. Aji ist tatsächlich sehr scharf. Ausserdem gibt es die so genannten „rocotos“, eine Mischung zwischen Peperoni und Chillischoten, die tatsächlich verflixt scharf sind. „Rocoto relleno“, also gefüllte rocotos, sind dann tatsächlich auch ziemlich scharf. Es ist jedoch nicht das Rezept, das scharf ist, sondern das Gemüse selbst.
Ausser dem grossen Essen gibt es zudem viele Möglichkeiten zur kleineren Zwischenverflegung. Papa rellenos sind mit Hackfleisch und Gemüse gefüllte und frittierte Kartoffeln und schmeckten sogar mir als Ex-Vegi extrem gut. Auch von Empanadas und Saltenas, mit unterschiedlichen Inhalten gefüllte Teigtäschchen, könnte man sich tagelang ernähren.
Wenn man noch leichtere Zwischenverpflegung möchte, kann man in einen der riesigen Märkte gehen und Hallenreihen voll von unzähligen bekannten oder unbekannten Gemüse- und Früchtesorten kaufen. Wenn man eine Avocado kaufen will, sucht die Marktfrau die beste heraus. Und die frischen exotischen Früchte sind nicht vergleichbar mit dem blassen Abklatsch, den wir in der Migros kaufen können. Ich trauere noch jetzt meinen peruanischen Avocados, Mangos und Feigen nach. Und erst den Fruchtsäften! In den Markthallen gibt es eine ganze Reihe von Ständen, die frische Fruchtsäfte machen. Den Saft erhält man in einem Glas, das man dann wieder zurückgeben muss. Als ich das Glas leergetrunken hatte, wollte ich es der Frau am Stand wieder zurückgeben, doch sie füllte mir noch einmal auf. Scheinbar hatte sie zuviel und gab mir deshalb auch noch den Rest. Dies war so Schweiz-untypisch, dass ich zuerst gar nicht verstand, was da geschah. Aber natürlich freute es mich. Kulturunterschiede findet man häufig an Orten, an denen man sie gar nicht sucht.