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23. März 2009, 00:09 CD / Vinyl Music

Ritschi - Probier mi doch mal us

Patrick Holenstein - Plüsch pausieren, weil sich einzelne Mitglieder eine Auszeit nehmen wollten, um beruflichen Verpflichtungen nachzukommen. Nicht so Sänger Ritschi. Er erfüllt sich einen lang gehegten Traum und begibt sich auf Solopfade. Dass er sich dabei auf den ersten Blick nicht sehr weit v...

Plüsch pausieren, weil sich einzelne Mitglieder eine Auszeit nehmen wollten, um beruflichen Verpflichtungen nachzukommen. Nicht so Sänger Ritschi. Er erfüllt sich einen lang gehegten Traum und begibt sich auf Solopfade. Dass er sich dabei auf den ersten Blick nicht sehr weit von seiner Hauptkapelle entfernt, liegt ein bisschen in der Natur der Sache. Tatsächlich finden sich aber schon Unterschiede. Beispielsweise klingt Sigi irgendwie nach Plüsch und doch sind plötzlich feine Nuancen von Funk zu hören. Ritschi benutzt seine musikalische Vergangenheit als Fundament und ergänzt diese durch verschiedene Ecken und Kanten. Überhaupt gelingt es Ritschi über die gesamte Platte mit abwechslungsreichen Melodien zu überzeugen. Dagegen will ihm das textlich leider nicht so richtig gelingen.

Zwar sind die Texte nicht grundsätzlich schwach, aber sie drehen sich einfach zu oft um die Liebe. Schaut man die Musikgeschichte an, ist natürlich die Liebe klar Thema Nummer eins, aber man kann alles übertreiben. Alle möglichen Arten von gescheiterten Beziehungen, diverse Variationen von Liebe und Begehren ziehen sich durch den Grossteil der Songs und das wirkt nach der halben CD schon leicht ermüdend. Aber genau dann, wenn man glaubt, es werde zuviel, packt Ritschi Songs wie den bereits erwähnten Sigi aus und lockert mit zweideutigen Spielereien das Ganze auf. Sigi dreht sich nur auf den ersten Blick um den neuen Freund einer „guten“ Bekannten, denn eigentlich handelt der Text vom Rauchen. Das gibt dem Text eine witzig-ironische Seite. Und genau in den wenigen Momenten, in denen es Ritschi gelingt, die Doppeldeutigkeiten und die Melodien zu vereinen, ist er extrem stark und kann sein volles Potential ausspielen.

Pioniere ist eins der Lieder, die nicht von Liebe handeln. Viel eher geht es darum, dass man nichts erreichen kann, wenn man nicht den Mut hat, es zu probieren. Ritschi benutzt dazu verschiedene Pioniere der Geschichte. Im Refrain wird Christoph Kolumbus gewürdigt. Aber hier tappt Ritschi in eine kleine historische Falle. „...d Welt wär immer no e Schiibe, hät de Kolumbus sich nöd traut“, singt er. Ein kleiner Störfaktor am Rande ist hier, dass die Welt schon vor Kolumbus` Zeit nicht mehr als Scheibe galt. Aristoteles hat nämlich schon Jahrhunderte vorher die These der kugelförmigen Erde aufgestellt und zu Zeiten Kolumbus‘ galt diese schon längst als gesichert. Aber das soll Pioniere nicht schmälern, denn die Message des Songs ist so einfach wie richtig: Probier s doch mal us. Womit der Kreis zum Titel des Albums geschlossen wäre. Und der Titel sollte Programm sein, denn jeder hat eine Chance verdient. Einfach mal probieren und im Falle von Ritschi’s Solodebüt: Einfach reinhören, es ist nicht alles Plüsch, was danach aussieht.

Ritschi - Probier mi doch mal us (ab sofort im Handel)

Ritschis Hompage

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