Full of Hate - Tour (17.03.09 @ Z7, Pratteln)
Ragulan Vivekananthan - „Pratteln, are you ready for some Metal?!?“ Die massentaugliche Tropfsteinhöhle, besser bekannt als Z7, reagiert auf die majestätische Frage von Johan Hegg und dreht komplett durch! Der Dienstag, 17. März 2009, stand im Zeichen des Metals. Vier erfolgreiche Extrem-Metal Ba...
Schon Stunden vor der Türöffnung warten einige Frontreihe-Die-Hard-Fans auf den Event, die zum grössten Teil aus dem Ausland stammen und die Bands auf der Tour begleiten. Eröffnet wird die Show von den Blackmetallern Keep of Kalessin, von denen man leider nur den letzten Song mitbekommt, da zeitgleich das Interview mit Amon Amarth ansteht. Die Halle ist zur besagten Zeit aber recht gut gefüllt und man merkt jetzt schon, dass der Metal die Jungen unserer Gesellschaft wieder in seinen Bann zu ziehen scheint. Obsidian Claw und seine Mannen spielen ihr Set gewohnt professionell ab und hinterlassen einen äusserst positiven Eindruck. Wir freuen uns auf die Metal Dayz!
Als die Lichter wieder ausgehen und ein Zombiekult-Banner auf der Bühne zu sehen sind, weiss jeder, dass es um die Death-Thrasher Legion of the Damned handelt. Mit Cult of the Dead im Gepäck– dem vierten Longplayer der Bandgeschichte – beehrt uns die Legion wieder einmal. Wie von der Tarantel gestochen legen die Holländer los und zerlegen die Bühne – die Lokomotive legt einen Blitzstart hin. Maurice Swinkels und seine Mitstreiter schmeissen ordentlich Kohle in den Kessel und die Fans danken es mit ersten kleineren Moshpits und Headbang-Attacken. Aus allen Alben werden Songs präsentiert, wobei Bleed for Me, Pray & Suffer und Sons of the Jackal wohl zu den Höhepunkten der Show gezählt werden dürfen. Den Kritikern, die behaupten, dass der Sound von LotD zu eintönig sei, wird das Maul gestopft. Erstens stimmt es nicht und zweitens, na und?! Die Lokomotive soll sich durch die Gehirnwindungen walzen und nichts anderes ist hier verlangt!
Einige Stunden vor Konzertbeginn traf sich students.ch im Tourbus mit den Mannen von Legion of the Damned. Im Interview mit Sänger und Frontmann Maurice Swinkels - den man im folgendem Bild mit seiner vollen Haarpracht sieht - wurde der Werdegang von LotD, der früheren Band Occult näher beleuchtet und über gebildete Metalheads gesprochen. In Kürze erscheint das Interview hier auf students.ch.
Obituary gehören zu den Death Metal Bands der ersten Stunde. So spielten sie auch schon an den ersten Full of Hate Festivals zu Beginn der 90’er, an denen nur ausgewählte und würdige Vertreter der damaligen etwas abflachenden Death Metal Szene teilnehmen durften. Mit Ralph Santolla, der auch schon bei Deicide und Iced Earth die Axt geschwungen hat, legen die Herren eine famose Show hin. Viele Mid-Tempo-Stampfer werden dem jungen Z7 Publikum präsentiert, die es aber leider nicht zu schätzen mag. Zu unmodern scheint die Spielart zu sein. Trotz mangelnder Publikumsreaktion machen die Jungs munter weiter und hinterlassen ein positives Bild. Evil Ways, ein Song der schon auf LP extrem geil rüberkommt, haut live ordentlich rein und ist der absolute Höhepunkt der Show. Mit Obituary wird der Old School Death Metal während dieser Tour würdig vertreten aber leider nicht gewürdigt. Sehr Schade!
Kommen wir zum Grande Finale, auf den wohl 90% der Zuschauer gewartet haben. Die Frontreihe sieht seit über drei Stunden genau gleich aus. Das nennt man Durchhaltevermögen, Wahnsinn! Es sei noch erwähnt, dass das Interview mit Amon Amarth auch in Kürze hier auf students.ch folgen wird.
Die Lichter gehen ein letztes Mal aus und das Intro startet, das die Skandinavier seit über zwei Jahren als Show-Eröffnung verwenden. Mit Twilight of the Thunder – Eröffnungs- und Titelstück der neuen Amon Amarth Platte – legen die Schweden furios los. Das Publikum rastet aus und geht in die Vollen. Hunderte Teufelshörner, Moshpits und Crowdsurfer sind in der Halle zu sehen. Die fünf Freunde auf der Bühne lächeln um Wette und spielen den ersten Song gekonnt zu Ende. Mit Free Will Sacrifce und dem hyperschnellen Asator geht es weiter! Dann begrüsst der Frontriese Johann Hegg das schweizer Publikum und kommt gleich mit einem typischen Hegg-Catchphrase: „Are you ready for some Metal?!“ Die Zuschauer erwidern seine Frage mit Jubelschreien.
Amon Amarth gehören zu den wenigen Bands, die ihre Setlist ausschliesslich mit Hits besetzen können. Das tun sie auch am heutigen Abend. Sie spielen sogar ein paar ältere Songs – wie North Sea Storm oder Ride for Vengeance, die man nicht erwartet hätte, aber froh ist, die mal live zu hören. Gegen Ende der Show kommen die echten Granaten der Setlist, denn der Hauptteil wird mit Death in Fire und Victorious March beendet.
Die Herren verlassen die Bühne, nur um kurze Zeit später unter frenetischem Jubel zurück zukehren und zwei Zugaben zu spielen. Doch ist es zunächst nur Frederik Anderson, der sich hinter dem Schlagzeug positioniert. Wieder ertönt ein Intro. Diesmal hört man Krähenlaute und somit wird einer der besten Songs des heutigen Abends angekündigt. Die restlichen Bandmitglieder kehren auch zurück und Cry of the Blackbirds wird gespielt. Jener Song ist ein extrem melodiöser aber gleichzeitig ein vollkommen schneller Song, genau diese Mischung lässt Amon Amarth einzigartig werden. Zum Schluss wird der Rhythmus-ich-kann-nicht-anders-als-Headbangen-Song Pursuit of Vikings angestimmt und das Publikum weiss Bescheid: Jetzt dürfen sie mal singen! Im Mittelteil wird der Song angehalten und das Publikum legt los. Johann und seine Mitstreiter sind darüber hocherfreut. Nach dem krönenden Abschluss bedankt sich Johann im Namen der Band rechtherzlich und sagt: „Thank you Pratteln. This is always a highlight on our Tours!” Damit hat er recht. Ein erstes Highlight hat im noch jungen Metal-Kalenderjahr statt gefunden und viele zufriedene – begünstigt durch die tiefen Merch-Preise – und verschwitzte Gesichter begeben sich zum Ausgang.
Einziger Kritikpunkt waren wieder mal die Inzestbuben vom Nazistrich, die sich auf negative Weise und mit eindeutigen Grüssen bemerkbar gemacht haben. Doch an jenem Problem können der Veranstalter und vor allem die Bands nicht viel ändern und somit wird das Thema liegen gelassen.
Man hat am 17. März 2009 im Z7 wohl den ersten Anwärter auf den Titel „Bestes Konzert 2009“ gefunden.
Photos von Nicola Graber