Il Divo
Fabio Luks - 25 Mal Minister, 7 Mal Premierminister, 29 Mal angeklagt, 29 Mal freigepsrochen. So ungefähr liest sich die politische Kurzbiografie von Guilio Andreotti alias Il Divo in einem Satz.Italien nennt ihn Giulio, den Star, den Buckligen, den Fuchs, den schwarzen Papst, die Ewigkeit ,...
Italien nennt ihn Giulio, den Star, den Buckligen, den Fuchs, den schwarzen Papst, die Ewigkeit , den Mann im Dunkeln, den Beelzebub. Giulio Andreotti, der Mitte Januar seinen 90. Geburtstag feierte, ist einer der bekanntesten und mächtigsten Politiker Italiens. Er studierte Jura, wird Journalist und beginnt seinen politische Karriere mit nur 28 Jahren als Protege des damaligen Premier Alice de Gasperi. Seitdem gehört er, mit seinem fast schon ausserirdisch anmutenden Erscheinungsbild, zur politische Klasse Italiens. Sieben Mal wird er Regierungschef, u.a. zehn Mal Verteidigungsminister, fünf Mal Aussenminister, zwei Mal Finanzminister, ein Mal Innenminister, ein Mal Schatzminister sowie Minister für EU Angelegenheiten. Seit 1991 ist er Senator auf Lebzeiten. Nur ein Posten bleibt ihm im Laufe seiner Karriere verwährt: das Amt des Präsidenten der Republik. Auch wenn er nie zum Staatsoberhaupt gekürt wurde, ist sein Erfolg beachtlich und basiert auf einem, wesentlichen Rezept: Verschwiegenheit. Andreotti ist eine durch und durch ambivalente Persönlichkeit, einerseits Durchschnittsbürger, andererseits Mysterium ( grad durch seine Verschwiegenheit notabene). Man bezichtigte ihn der Verschwörung mit der Mafia, der P2 Loge, dem Vatikan sogar, musste ihn jedoch letzten Endes von allen Anschuldigungen freisprechen.
Der Regisseur Paolo Sorrentino projeziert in seinem neuesten Werk ein von Korruption triefendes Italien, in dem nur Macht hat, wer verschwiegen, schlitzohrig und zu jeder Verschwörung, mit allen erdenklichen Geheimgesellschaften und Hintermännern bereit ist. Oder um es mit den Worten Andreottis auszudrücken: „ Macht verschleisst nur den, der sie nicht hat.“ Der Film wird vom Schauspieler Toni Servillo ( Giulio Andreotti) dominiert. Man sieht ihn durch die Wohnung schlurfen, beim nächtlichen Spaziergang, von einem Grossaufgebot Polizisten eskortiert, sowie im Parlamentssaal sitzend und beim Händedruck mit Mafiosis. Servillo brilliert als „Übermacht“ Andreotti, als wandelndes Grab, unumgehbar und unantastbar. Alle anderen Schauspieler funktionieren als anwesende Politiker, Kardinäle und Geheimgesellschafter, die ihren allwissenden und damit für jeden gefährlichen Drahtzieher, umhegen und pflegen. Was ein wenig anstösst sind die zahlreichen Namen von Politikern und Mittätern, die den Zuschauer zuweilen mehr verwirren als aufklären, im aber eine Vorstellung des heillosen Durcheinanders in der italienischen Regierung geben. Sorrentino, der bereits zum dritten Mal mit Toni Servillo zusammenarbeitet, gelingt ein beeindruckendes Porträt, dass hie und da ein wenig gekünstelt wirkt, da der Film in Sachen Coolness und Musik bei Tarantino anknüpft, die Wirkung dabei aber meistens verfehlt.Herausgekommen ist aber trotzdem ein wichtiger Film, da er einen Mann beleuchtet, der zahlreiche Jahre im Zentrum der Macht stand, von der Nachwelt aber kaum noch wahrgenommen wird.
4 von 5 Sternen
Regisseur: Paolo Sorrentino
Darsteller: Toni Servillo
Produktionsland : Italien
Dauer : 117 Minuten
Verleih: Filmcoopi Zürich AG
Kinostart: 16. April 2009