Muff Potter: Gute Aussicht

Muff Potter (benannt nach der unschuldig zu Tode verurteilten Figur aus Mark Twains Roman The Adventures Of Tom Sawyer) machen wieder „Angry Pop Music“; ihr neues Album mit dem sprechenden Titel Gute Aussicht ist lauter, anarchischer und auch mutiger als das letzte Album (es ist auch wieder bei ihrem eigenen Label Huck’s Plattenkiste erschienen). Man hört, dass es live eingespielt worden ist. Es wirkt entsprechend frisch, roh und voller Energie und all der Firlefanz aus dem Studio, der oftmals doch nur von der Sache selber ablenkt, fehlt.

Der ungeübte Zuhörer hat aber auch Mühe, die Worte zu verstehen und auszumachen, was sich Nagel und Co wieder über den deutschen Alltag, die kleinen Träume und die grossen Niederlagen ausgedacht, was sie geärgert, empört, provoziert hat und wie sie sich bei der interessierten Öffentlichkeit revanchieren. Wer zwei oder dreimal hinhört und sich auch noch die Lyrics runterlädt, wird allerdings für seinen Mühen reichlich belohnt. Muff Potter ist wie so oft verspielt, intelligent, besorgt über die Lage der Nation: „Wer weiß schon noch, was in ein paar Jahren ist? Hier gibt es alles auf Pump.“ heisst es in Blitzkredit Bop. Passend zur nun allgemeinen Krise schreit die Menge „Die Party ist vorbei“ und kommentiert wird fröhlich: „Und überhaupt wird jetzt alles immer schlimmer“ (Wir werden uns kümmern). Manchmal ist es auch dem geneigten Zuhörer zuviel an Witz und Pointe. Muff Potter- Hören ist anstrengend anzuhören und zu verstehen, schliesslich meinen sie in ihren vorwurfsvollen Liedern auch mich und dich. Der Spass kommt etwas gar kurz, leichte und angenehme Kost wie Alles war schön und nichts tat weh selten, und daher wird die Gruppe aus Münster wohl immer ein Top 40 Band bleiben. Massentauglich ist auch Gute Aussicht nicht, spannend schon.