Bob Dylan - Together through Life
Christina Ruloff - Vor Bob Dylan-Alben hat man einen Heidenrespekt, wenn man nicht zu den bekennenden „Dylanologen“ gehört (dann wahrscheinlich aber erst recht). Denn irgendwie fürchtet man, irgendetwas ganz Wesentliches und Tiefsinniges in den Texten nicht zu verstehen, oder noch schlimmer, ...
Das neue Album Together through Life ist ein gefälliges, düsteres und vor allem romantisches Album. Es ist ein Album, das man gerne hört und bei dem man früher oder später mitsummt und vielleicht sogar mitsingt, das sich im Auto und im Ipod gut macht. Dylan verzichtet weitgehend auf schwere Symbolik oder subtile Andeutungen. Er nennt die Dinge klar und deutlich beim Namen: Am Ende in dieser verzweifelten, beängstigenden und brutalen Welt zählt nur das eine, nur die Liebe: Just as long as you stay with me / The whole world is my throne / Beyond here lies nothin' / Nothin' we can call our own. Und wenn die Liebe dann verloren, verschwunden oder gestorben ist, dann ist das Leben eigentlich nicht mehr viel wert: My dreams are locked and barred / Admitting life is hard / Without you near me. Denn die Welt da draussen ist feindlich und drinnen sieht es auch nicht besser aus: All night long/I lay awake and listen to the sound of pain/The door has closed forevermore/If indeed there ever was a door. Zynisch wird es in „It’s all good“, wenn Dylan Amerika auseinandernimmt und lakonisch kommentiert, man wollte es nicht ändern, selbst wenn man könnte. Träume funktionieren nämlich nicht, und schon gar nicht wenn sie in Erfüllung gehen. Dylan erzählt hier sicherlich nichts Neues, aber wie es erzählt – das ist fantastisch, fantasievoll und vor allem prägnant. Wenn er die Texte dann erst noch mit seiner Texmex-Musik verbindet und nuanciert die einzelnen Worte betont, dann wünscht man sich, es wären mehr als nur zehn Songs auf der Platte. Dylan kann natürlich noch immer nicht singen, aber man hat beim Grummeln selten jemandem lieber zugehört. Together through Life bietet Dylan, so wie man ihn sich immer wünscht, als Vergnügen ohne kryptisches Teesatzlesen.