Dreigroschenoper @ Schauspielhaus
Robert Salzer - Ein eindrückliches Bühnenbild, schöner Livegesang, gute Unterhaltung, aber etwas zahnlos: Die Dreigroschenoper von Brecht am Schauspielhaus."Sie werden jetzt eine Oper hören. Weil diese Oper so prunkvoll gedacht war, wie nur Bettler sie erträumen, und weil sie so billig sein...
"Sie werden jetzt eine Oper hören. Weil diese Oper so prunkvoll gedacht war, wie nur Bettler sie erträumen, und weil sie so billig sein sollte, dass Bettler sie bezahlen können, heisst sie "Die Dreigroschenoper" - so die Einleitung zur Dreigroschenoper, die in der Inszenierung von Niklaus Helbling auf das Bühnenbild projiziert und vorgelesen wird. Dann kann der Abend beginnen.
Der eigentliche Höhepunkt kommt schon ganz am Anfang. Gesungen wird das „Moritat von Mackie Messer“, welches Eingang gefunden hat in die Musikgeschichte. Von Hildegard Knef über Louis Armstrong, den Doors bis zu Sting haben schon viele Interpreten das Lied über die Schandtaten von Mackie Messer gesungen. Bei youtube findet man ganze 140 Versionen des Moritats. Hier eine davon, ein Zusammenschnitt:
Zum Inhalt der Oper: Im London des 18.Jahrhunderts herrscht Jonathan Jeremiah Peachum über die Bettler der Stadt. Er verkauft Bettellizenzen, weist den Bettlern ihre Bezirke zu und stattet diese dank seinem Kostümverleih mit den passenden Accessoires zum Mitleid erregen aus. Ihm gegenüber steht Macheath, auch Mackie Messer genannt, der grösste Verbrecher der Stadt (jener, über welchen im Moritat gesungen wird). Da dieser aber mit dem obersten Polizeichef von London, Inspektor Brown, befreundet ist, wird er weder angeklagt noch verurteilt. Zu Peachums grossem Unglück hat sich dessen Tochter in seinen Gegner Macheath verliebt und heiratet diesen nun. Als Peachum davon erfährt, will er Macheath der Justiz zuführen. Ein Katz und Mausspiel beginnt, das durch alle Untergründe von London führt, von dessen Gefängnis in Old Bailey über das Hurenhaus von Turnbridge bis zum Galgen.
Keine Opernsänger stehen auf der Pfauenbühne. Bis auf Sina, die bekannte Schweizer Mundartsängerin, welche die Spelunken-Jenny verkörpert, sind allesamt Schauspieler. Dies schränkt das Vergnügen dem Gesang zuzuhören aber nicht ein, im Gegenteil, es macht ihn authentischer und weniger abgehoben. Gespielt wird mit einer frischen Portion Selbstironie und viel Witz. Einige wenige Zeitbezüge gibt es auch. So hat ein Bettler ein Plakat dabei mit der Aufforderung ihm Geld zu geben: „Ich hatte ein Konto bei der UBS“. Ansonsten ist die Inszenierung von Niklaus Helbling zwar sehr unterhaltsam, aber eher zahm. Da hätte die aktuelle Wirtschaftskrise doch sicher viel Stoff hergegeben, um der „beggars opera“ den nötigen Biss zu geben. Das Bühnenbild ist dafür beeindruckend. Die Maschinerie des Pfauens wird geschickt eingesetzt um schnell zwischen den Orten des Geschehens wechseln zu können, sei es vom Kostümverleih zum Pferdestall oder vom Gefängnis zum Hurenhaus. Mit Projektionen werden die Lieder der Oper untermalt, sei es nur durch deren Namen oder durch Animationen. Auch die Kostüme sind schön anzusehen. – Alles in Allem Ausstattungstheater in Reinform.
„Erst kommt das Fressen, dann die Moral“, heisst es irgendwann in der 2½ Stunden dauernden Vorführung. Passend auch für die Inszenierung.