Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

19. Mai 2009, 13:06 CD / Vinyl Music

Steve Earle - Townes

Patrick Holenstein - „Townes Van Zandt ist der beste Songwriter. Ich stelle mich in meinen Siefeln auf Bob Dylans Couchtisch und sag ihm das!“, posaunte Steve Earle in den 90ern. Dylan, die Coolness in Person, lies das freilich kalt. Aber ganz falsch ist Earles Aussage dann doch nicht. Townes Van...

„Townes Van Zandt ist der beste Songwriter. Ich stelle mich in meinen Siefeln auf Bob Dylans Couchtisch und sag ihm das!“, posaunte Steve Earle in den 90ern. Dylan, die Coolness in Person, lies das freilich kalt. Aber ganz falsch ist Earles Aussage dann doch nicht. Townes Van Zandt war zweifellos eine wichtige Inspiration für diverse Songwriter. Jetzt widmet Steve Earle seinem Idol Van Zandt ein Tribut-Album und zollt ihm so Respekt. Unterstützung erhält er dabei von seinem Sohn Justin Townes Earle, der den Namen des väterlichen Idols sogar im Namen tragen darf oder muss.

Earle hat sich 15 Stücke aus dem Schaffen des öffentlichkeitsscheuen Townes Van Zandt ausgesucht. White Freightliner Blues berichtet vom Leben auf der Strasse, von Trucks und dass New Mexico keine schlechte Wahl sei. Das Banjo, welches den Song trägt, scheint perfekt für die Stimmung, die transportiert wird. Eine etwas untypischere Wahl ist hingegen Lungs. Van Zandt erklärte einst, der Song müsse eher geschrieen denn gesungen werden. Der eher rockige Song mit der verzerrten Stimme passt auf den ersten Blick nicht ins Gesamtbild der CD. Schaut man aber Van Zandts Werk etwas genauer an, so war er durchaus dem Indierock zugetan. Als er starb, steckte er mitten in gemeinsamen Aufnahmen mit Sonic Youth. Eine ungewöhnliche, aber doch gute Wahl von Earle. Der klassische Bluessong Brand New Companion geht musikalisch wieder in die Richtung des gesamten Albums. Erzählt wird von einer neuen Gefährtin mit der es sich der Protagonist nicht versauen will. Die Songauswahl zeigt einen Einblick in Van Zandts Werk und, was man Earle lassen muss, er geht respektvoll mit den fremden Songs um.

Das Album wirkt aber leider nicht ganz rund. Die Hingabe der Musiker ist sehr sympathisch, die Leidenschaft für Van Zandts Songs ist greifbar und die CD funktioniert auch recht gut. Die Songs erzählen Geschichten wie aus dem Leben gegriffen und die Country- und Bluesweisen, die den musikalischen Teil beisteuern, sind über weite Strecken überzeugend. Doch leider gibt es auch ein aber. Ein massiver Störfaktor ist, dass Townes oftmals wirkt, als wollte man innovativ sein, doch leider geht das nicht immer gut. Vor lauter Leidenschaft schiesst die CD manchmal über das Ziel hinaus. Bei machen Songs klingen einzelne Instrumente so weit weg, dass es störend, fast schon befremdend wirkt. Wenn man sich die CD mit Kopfhörer zu Gemüte führt, ist es nicht selten, dass gewisse Instrumente nur auf einer Tonspur zu hören sind. Besonders schlimm ist es, wenn unpassend dazwischen gejault wird, wie zum Beispiel bei Where I lead me. Das schmälert den Hörgenuss einer ansonsten handwerklich soliden Platte doch ziemlich.

Steve Earle - Townes (ab sofort im Handel)

Homepage von Steve Earle

Kommentare
Login oder Registrieren