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17. Januar 2007, 00:00 Movie

Bamako

Joel Bedetti - In Abderrrahmane Sissakos neuestem Streich wird eine fiktive Gerichtsverhandlung gegen den IWF und die Weltbank geführt. Den Angeklagten wird kurzer Prozess gemacht. Tränen für Afrika: Emotionalität ist der rote Faden des FilmsRegisseur Sissako studierte in den 80er Jahren a...

In Abderrrahmane Sissakos neuestem Streich wird eine fiktive Gerichtsverhandlung gegen den IWF und die Weltbank geführt. Den Angeklagten wird kurzer Prozess gemacht.

Tränen für Afrika: Emotionalität ist der rote Faden des Films

Regisseur Sissako studierte in den 80er Jahren an der renommierten Filmschule VGIK in Moskau. Die in ideologischer Hinsicht wohl zwangsläufig etwas einseitige verlaufene Ausbildung hat den Filmemacher geprägt. Doch dazu später.

In einem Hinterhof in Mali wird ein Prozess durchgeführt. Kläger: Die afrikanische Zivilgesellschaft. Beschuldigte: Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank. Man freut sich auf einen Prozess, in dem beide Seiten ihre Argumente darlegen, und die Richter dann ein Urteil fällen. Doch schon die Auswahl und Darstellung der Charaktere, welche die beiden Streitparteien vertreten, sagt viel über das Rechtsverständnis des Regisseurs aus. Anwalt der Finanzinstitutionen ist Roland Rappaport, ein etwas tattriger älterer Herr mit arrogant wirkender Sonnenbrille. Assistiert wird er von einem dicklichen Junganwalt. Partei gegen die IWF und Weltbank ergreifen unter anderem eine engagierte und wortgewandte Schriftstellerin und eine sympathische Anwältin. Geführt wird die Klage von William Bourdon; er sieht väterlich und gutmütig aus.

Gericht im Hinterhof: Die Angeklagten haben die Masse definitiv gegen sich

Was folgt, ist kein Prozess, sondern eine Farce. Die Argumente, welche gegen die Angeklagten vorgebracht werden, sind nicht neu. Trotzdem fordern sie den Zuschauer, da die verschiedenen Zeugen und Ankläger sich gegenseitig in blumigen und metaphergeschwängerten Redeschwällen zu übertrumpfen versuchen. Die wenigen Punkte, welche die Beschuldigten anführen dürfen, erscheinen irgendwie halbherzig. Die Diskussion über die Schuld der internationalen Finanzorganisationen an der Unterentwicklung der dritten Welt bewegt sich auf erschreckend tiefem Niveau.

Zugute muss man dem Regisseur halten, dass er anhand von kleinen Begebenheiten, die um den Prozess herum spielen, ein gelungenes und witziges Mikrobild des gebeutelten Kontinents inszeniert. Obwohl die meisten ihre Handlungen in bester Absicht ausführen, tun sie es alle mit einer Gemächlichkeit, welche zugleich befreiend wirkt - und nervend. Man kann sich förmlich vorstellen, wie westliche Entwicklungshelfer ob des anderen Zeitverständnisses der Afrikaner verzweifeln. Hier hat Bamako seine wenigen starken Momente.

Nach langen 115 Minuten ist der Schauprozess an sein Ende gelangt. Die Anklage führt ein minutenlanges herzergreifendes Schlussplädoyer, die Verteidigung kommt nicht zu Wort. Ein Urteil wird nicht ausgesprochen. Das ist auch nicht nötig, denn in dieser Art von Prozess ist der Schiedsspruch schon im vornherein festgelegt. Schade - denn das Gebaren von IWF und Weltbank in den Diensten der Mächtigen hätte wohl auch in einem korrekt geführten Prozess zur Verurteilung geführt.

Fazit: Emotionale Ausbrüche, polemische Schuldzuweisungen und ein Schauprozess – so sollte der Widerstand gegen die Schattenmächte der Globalisierung nicht aussehen.

Bewertung: 2 von 5

Engagiert, aber einseitig - Plädoyers gegen IWF und Weltbank

Originaltitel: Bamako

Land: Mali

Genre: Drama

Regie: Abderrahmane Sissako

Darsteller: Roland Rappaport, William Bourdon u.a.

Verleih: Trigonfilm

Kinostart: 25.1.2007

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Quelle: Bilder Verleih (Link)
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