29. Mai 2009, 23:38 CD / Vinyl Music

Nur ein Jahr nach dem Doppelpack Söhne Mannheims / Xavier Naidoo wirft MTV das nächste Unpluggedkonzert einer deutschen Band auf den Markt. Dieses Mal trifft es die Sportfreunde Stiller. Über den Grund, wieso MTV den Rhythmus durchbrochen hat (seit der Jahrtausendwende erschien alle 2 – 3 Jahre ein deutsches Unpluggedkonzert auf CD), lässt sich nur spekulieren. Die naheliegendste Vermutung ist wohl, dass die Serie nach wie vor sehr erfolgreich ist. Ein anderer Punkt ist sicher auch, dass die deutschsprachigen Bands sowohl qualitativ als auch quantitativ zugelegt haben. So what, so lange die Konzerte den hohen Anforderungen entsprechen, lässt sich kaum etwas dagegen einwenden. Aber jetzt zu den Sportis.

Inmitten der (künstlichen) Häuserschluchten von New York sitzen die drei Sportfreunde, umringt von diversen Gastmusikern sowie einem Backgroundchor. Mit Ich, Roque legen sie los. Das Wortspiel kann aber so gar nicht als Versprechen verstanden werden, denn sie performen die Auswahl aus ihrem Schaffen eher leise, eben unplugged. Ein Kompliment gehört zu jenen Songs, die am meisten glänzen. Nur schon das Intro, welches von den Violinen getragen wird, klingt intensiver als im Original. Die skelettierte und neu subtiler inszenierte Melodie, tut dem Stück sehr gut. Der obligate neue Song heisst Lass mich nie mehr los und ist nicht gerade der grosse Wurf. Textzeilen wie Tonic braucht Gin, wie wäre ein Leben ohne Sinn, sind etwas sinnleer, trotzdem reiht sich das Stück homogen in die CD ein. Zwei Coverversionen sind auf der Platte enthalten, beide mit Unterstützung des jeweiligen Interpreten. Es sind dies Little Rock `n`Roll Queen von The Subways, das genau wie das Original schnell verleidet. Witzig ist hier, dass Billy Lunn von The Subways eine Passage in Deutsch singt. Das zweite Cover ist Ich war noch niemals in New York von Udo Jürgens. Diese Wahl ist bestimmt mit einem Augenzwinkern zu verstehen, denn tatsächlich sitzen die Sportfreunde nicht in New York, sondern in den Bavaria Filmstudios. Der Titel der ganzen CD, Unplugged in New York, lässt aber noch eine andere Assoziation zu, nämlich die zu Nirvana. Deren legendäres Unpluggedalbum trägt denselben Namen. Wieso sich die Sportis für dieses Etikett entschieden haben, ob es als Hommage an Cobain und Co. gedacht war, sei dahingestellt. Jedenfalls kommen sie nicht an das einzigartige Konzert von Nirvana heran, nur schon deshalb ist der Name nicht so glücklich gewählt. Alles kann man halt nicht richtig machen. Dafür wirkt die Interpretation von Udo Jürgens' Klassiker taufrisch und sie ist ein würdiger Abschluss für ein überraschend vielseitiges Konzert.

Die Kulissen/Bühne in den Bavaria Studios.

Genau wie es die Ärzte bei Rock `n` Roll Realschule vorgemacht haben, gelingt es den Sportfreunden ihre Songs auf ein neues Level zu heben und zu zeigen, was sie musikalisch drauf haben. Die zusätzlichen Instrumente, wie Streicher oder die diversen Blasinstrumente, die Drehorgel oder die Zigeunergitarre, stehen den Songs ausgesprochen gut. Nichts wirkt übertrieben, kein Instrument wirkt überflüssig oder nervt sogar. Natürlich kann man über die Songauswahl streiten. Wellenreiten '54 hätte im Unpluggedkleid gut auf die Platte gepasst, dafür wurde – sehr weise - auf 54, 74, 90, 2010 verzichtet (Beide Songs wurden zwar am Konzert gespielt, haben aber den Weg auf die CD nicht gefunden). Alles in allem ist den Sportis eine würdige Fortsetzung des MTV Unplugged Franchise gelungen.

Mehr Infos zum Konzert

Sportfreunde Stiller - Unplugged in New York ist ab sofort im Handel erhältlich.