1. Juni 2009, 11:59 Movie

Der etwas enigmatische Titel dieses Biopics über das Leben Coco Chanels soll auf ihre frühen Jahre bevor sie zur gefeierten Modeschöpferin wurde hinweisen. Die kleine Gabrielle Chanel wird nachdem ihre Mutter verstorben ist von ihrem Vater, einem herumziehenden Hausierer, in einem Waisenhaus abgeladen. Die kleine Gabrielle wartet in den nächsten Jahren vergeblich auf einen Besuch ihres Vaters.

Schnitt: 15 Jahre später sehen wir die junge Gabrielle (Audrey Tautou, Le Fabuleux Destin d'Amélie Poulain ) gemeinsam mit ihrer Schwester (Marie Gillain) als Gesangsduo in einem Variété auftreten. Tagsüber arbeiten die beiden als Näherinnen um sich über die Runden zu bringen. Im Variété lernt Gabrielles Schwester einen Baron kennen, der ihr die Heirat verspricht und dem sie auf seinen Landsitz folgt. Gabrielle hat ebenfalls einen reichen Verehrer, der ihr den Spitznamen Coco gibt und der für ihre Gesangskarriere die nötigen Kontakte hat. Das Vorsingen erweist sich allerdings als Flop und Balsan (Benoît Poelvoorde) reist auf sein Landgut in der Nähe von Paris ab. Coco reist ihm kurzerhand nach und lädt sich selbst auf sein Gut ein. Sie wird zu seiner Mätresse...

Audrey Tautou hat als junge Coco Chanel vor allem einen Gesichtsausdruck: sie schaut missmutig in die Welt. Dass Balsan ihre Art akzeptiert, kann nur halbwegs mit seiner eigenen liebenswerten Exzentrizität erklärt werden. Eine von Balsans früheren Mätressen (Emmanuelle Devos) freundet sich mit Chanel an und schlägt ihr, da sie ihre selbstgemachten Strohhüte bewundert, eine Karriere als Hutmacherin vor. Chanel winkt ab, Hüte interessieren sie nicht. Als Chanel Balsans Geschäftspartner Arthur Capel (genannt Boy) (Alessandro Nivola) kennenlernt, in den sie sich auf den ersten Blick verliebt, sehen wir sie endlich lächeln. Capel leiht sich Chanel für ein Wochenende aus (seine Worte!) und reist mit ihr nach Deauville ans Meer. Hier wirkt die junge ultradünne Frau wie eine arme Gouvernante inmitten all der Damen von Welt in ihren schönen weissen Belle Epoque-Kleidern. Als er sie aber abends auf einen Ball ausführen will und sie ein Kleid benötigt, gibt sie beim Schneider ein Kleid in Auftrag das als Vorstufe des berühmten schwarzen Kleinen gelten muss und verkörpert schliesslich Anmut und Eleganz.

Auch wenn Capel aus Geldgründen eine reiche britische Erbin heiratet, möchte er Chanel unterstützen und ermöglicht ihr ihr erstes Hutatelier in Paris. Der Grundstein zu einem Modeimperium wird gelegt. Jetzt sehen wir wie verblüffend ähnlich Tautou mit schicker Wellenfrisur und endlich gebändigten Augenbrauen der berühmten Modeschöpferin ist. Auch ihr Schauspiel hat sich hier klar geändert, sie scheint den Stil der Modeikone regelrecht verinnerlicht zu haben.

Das Schlussbild schliesslich mit einem Traum von einem Defiléé durch Chanels Modeschaffen ist schlicht eine ästhetische Offenbarung, auch wenn die dabei immer noch junge Chanel einen Sprung in der Illusion bewirkt.

Bewertung: 3 von 5 Punkten

• Titel: Coco avant Chanel
• Land: Frankreich
• Dauer: 90 Min.
• Drehbuch: Anne Fontaine
• Regie: Anne Fontaine
• Darsteller: Audrey Tautou, Benoît Poelvoorde, Marie Gillain, Emmanuelle Devos, Alessandro Nivola
• Verleih: Warner Bros.
• Filmstart: 28.05.2009