DVD der Woche: Franziskus
Christina Ruloff - Ein Leben nach dem Vorbild Christi: Der Franziskus - Film mit Mickey Rourke zeichnet den Lebensweg des berühmtesten Franziskaners in epischer, aber auch eindrücklicher und unsentimentaler Weise nach: Es zeigt den Stoff, aus dem Heilige sind.Nichts wäre ihm ferner gewesen, als ...
Nichts wäre ihm ferner gewesen, als Aussätzige zu küssen und sich um die ärmsten der Armen der kümmern – um Menschen „die in keiner Ahnentafel verzeichnet sind und demnach gar nicht existieren!“ Franziskus, gebürtig Giovanni Battista Bernardone stammte aus einer wohlhabenden Familie, die mit Tüchern aus ganz Europa handelte. Ihr Sohn – genannt Francesco – war ihr Augapfel. Als die Stadt Assisi gegen die Stadt Perugia kämpfte und verlor, geriet Franziskus in eine mehrjährige Gefangenschaft. Und als ihn sein Vater endlich freikaufen konnte, fand er seinen Sohn verändert. Festessen, Feiern mit Freunden, der Tuchhandel – all das interessierte ihn nicht mehr. Er hatte eine italienische Übersetzung der Evangelien gefunden, die er fortan immer mit sich herumschleppte und nach der er sich immer mehr ausrichtete. Er begann die Güter seiner Familie zu verschenken, sich in Lumpen zu kleiden und bei den Armen zu leben. Seine Familie war entsetzt und empört. Sein Vater zog gegen seinen Sohn sogar vor Gericht und wollte die Armen reich beschenken, wenn Franziskus nur wieder nach Hause und vor allem zur Vernunft käme. Franziskus bekannte sich jedoch zu seinem neuen, göttlichen Vater und brach mit der Familie...
Liliana Cavani hat im Jahr 1989 den Lebensweg des heiligen Franziskus von Assisi nachgezeichnet: In schönen und wahrhaften, nicht aber reisserischen Bildern schildert sie, wie sich der Mensch Franziskus immer mehr verändert und der Welt abgewandt hat. Sie zeigt aber auch den Preis, den Franziskus für seine Gottes- und Sinnsuche (wie der moderne Mensch das Drama deuten würde) zahlt: Es sind Entfremdung von Familie und Umgebung, heftige Gefühlsschwankungen und vor allem Zweifel – an sich selbst, an der eigenen Gottesgefälligkeit, an dem Weg des Evangelium und an dem Herrn selber. Mickey Rourke gelingt es vor allem in der zweiten Hälfte glaubhaft, die Faszination um diesen Menschen wiederzubeleben: Seine Demut (ein im heutigen Sprachgebrauch seltenes, aber hier angebrachtes Wort) und seine bedingungslose Nächstenliebe zeigen einen alternativen Lebensweg auf. Dass Franziskus an seiner Radikalität und der Unfähigkeit der meisten Jünger, ihm zu folgen, zerbrechen muss, ist nur logisch.
Der historisch relativ akkurate Film beobachtet diese Gradwanderung sorgfältig und bildet sie in entsprechend epischer Länge (150 Minuten) ab. Wer sich jedoch für Franziskus von Assisi interessiert, wird hier mit einem intimen und eindrücklichen Porträt belohnt.
Franziskus ist neu auf DVD erschienen!