Moby: Kleiner Idiot ganz gross
Silvan Gertsch - Da steht er wieder, der kleine Idiot. Einsam und verlassen blickt er mit seinen Kulleraugen hinauf zum Mond. Um ihn herum hat sich nicht viel verändert, seit seinem liebenswerten Auftritt vor zehn Jahren im Video zur Single "Why Does My Heart Feel So Bad". Moby hat seine Kultfig...
Auf seinem letzten Album "Last Night" begab sich der DJ und Musiker auf einen nächtlichen Streifzug durch die Clubs New Yorks, um diesen musikalisch festzuhalten. Das aufdringlich elektronische Ergebnis war nicht schlecht - aber es liess viel von Mobys Charme vermissen. Den hat er auf seinem neuen Werk "Wait For Me" zurückgewonnen. Die Songs sind wieder melancholischer und weniger opulent ausgeschmückt als in der Vergangenheit. "Ich wollte eine emotionale, wunderschöne Platte aufnehmen", liess Moby im Vorfeld verlauten. Er wisse nicht, ob ihm dies gelinge. Und nun zieht sich diese emotionale und wunderschöne Handschrift wie ein roter Faden durch die 16 Tracks.
Mal leiht Amelia einem Song ("Pale Horses") ihre zerbrechliche Stimme, dann knüpft Moby mit "Study War" nahtlos an sein 1999er-Erfolgsalbum "Play" an. Sphärisch, berührend plätschern die Stücke vor sich hin. Sie sind in bittersüsse Traurigkeit getaucht. Keines fällt aus dem Rahmen, keines drängt sich in den Vordergrund. Auf wütige Electro-Ausbrüche wartet man vergeblich. Geholfen hat auch die Tatsache, dass Moby das Album in intimem Umfeld, bei sich zuhause aufgenommen hat - inspiriert von einer Rede des Regisseurs David Lynch, der auch das Video zu "Shot In the Back of the Head" geschaffen hat.