DVD der Woche: Let the right one in
Christina Ruloff - Eindrücklich, einleuchtend, brutal und gut: Das andere Vampirmärchen aus Schweden.Das Leben in einer grauen Vorstadt Stockholms ist trostlos. Eisige Kälte, Schnee und immer währende Dunkelheit tun ihr übriges. Drei sadistische Klassenkameraden machen dem zwölfjährigen Oska...
Das Leben in einer grauen Vorstadt Stockholms ist trostlos. Eisige Kälte, Schnee und immer währende Dunkelheit tun ihr übriges. Drei sadistische Klassenkameraden machen dem zwölfjährigen Oskar das Leben aber ganz zur Hölle. Sie demütigen und prügeln ihn, seine Mutter und die Lehrer kriegen natürlich nichts mit. Oskar ist wütend und verzweifelt und er wünscht sich nichts anderes, als sich endlich an seinen Peinigern rächen zu können. Einziger Lichtblick ist das seltsame Mädchen, das in die Wohnung nebenan eingezogen ist und manchmal draussen auf dem Klettergerüst auf ihn wartet. Eli ist anders als die anderen, aber er ist auch anders und daher macht es nur Sinn, dass beiden Freunde werden.Eli ist nicht nur anders, sie ist Vampir und lebt mit einem seltsamen Fremden zusammen, der für sie nachts Passanten absticht und ausblutet, um den wertvollen Saft nach Hause zu seiner Herrin zu tragen. Notfalls tötet Eli die Menschen gleich selber.
Bezeichnend für Let the right one in ist folgendes: Es würde Eli – im Gegensatz zu dem jugendlichen Helden aus der amerikanischen Schnulze „Twilight“ – nie in den Sinn kommen, ihren Oskar auszusaugen; er ist ihr Freund, ein anständiger, zarter Kerl, der dem realen Leben als Opfer hilflos gegenübersteht. Tomas Alfredson baut die brutale Umwelt in minimalistischen Szenenaufnahmen als Kontrast zur wachsende Beziehung zwischen den beiden „Kindern“ auf. Draussen herrschen Gleichgültigkeit und Kälte gepaart mit Freude am Leid anderer und Einsamkeit, sowohl im Quartier als auch in der Schule; sie öffnet mit unendlichem Stumpfsinn das Tor zur freudlosen Erwachsenenwelt. Was Oskar draussen erwartet, ist schlimmer als alle bewusst krass inszenierte Brutalität, die das Vampirdasein mit sich bringt. Dass Eli ihm mit ihrer zaghaften Zärtlichkeit und echter Sorge weit mehr bieten kann und eine Welt in der Welt schafft, leuchtet ein.
Die Konsequenz mit der Alfredson und seine herausragenden Darsteller Aussen und Innen und schliesslich sogar den Ausbruch der Aussenseiter inszeniert ist fantastisch und bewundernswert. Wir wissen alle, dass Dinge in Realität nie so glatt ausgehen, aber dafür gibt ja Filmmärchen. Ein Vampirmärchen wie dieses ist aber etwas ganz Besonderes!