Interview mit Lenka
Silvan Gertsch - Irgendwo in der Mitte ist sie gefangen. Lenka, die zierliche Sängerin aus Australien mit Wurzeln in der Schauspielerei. Im Interview mit Students.ch spricht sie über ihre Hippie-Vergangenheit, ihre prominente Lehrerin Cate Blanchett und den Umzug nach Los Angeles. Diesen Freita...
Du bist als Hippie aufgewachsen?
Bis wir in die Stadt zogen, da war ich sieben Jahre alt. Aber den Hippie-Spirit habe ich beibehalten. Mein Vater war ein Jazz-Musiker und meine Mutter eine Englisch-Lehrerin. Zuhause backten wir Brot, pflanzten Gemüse an und sangen Lieder. Ich hörte die Musik von Donovan, spielte Bongo – was man als Hippie halt so macht. Ich kleidete mich auch wie ein Hippie.
Öffnete sich mit dem Umzug in die Stadt dann das Tor in eine glamouröse Welt für dich?
Meine Welt war schon als zweijährige glamourös. Ich lief wie eine Prinzessin mit dreckigen Füssen durch den Busch. Aber Musik und Unterhaltung haben mich immer interessiert. Der Umzug war eine Annäherung an die Welt der Kunst.
Später bist du nach Los Angeles gezogen. Aus welchem Grund?
Um meine Karriere anzukurbeln. L.A. kennt man in erster Linie wegen der Hollywood-Welt. Die Stadt hat aber auch eine blühende Indie-Musikszene. Die ermöglichte mir, mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten und Kontakte zu knüpfen. In Australien wäre das nie möglich gewesen. Ich lebe bis heute in Los Angeles. Ich habe sogar einen Garten dort, der wahrscheinlich in der Zwischenzeit eingegangen ist, weil ich so gut wie nie zuhause bin.
Du hast bei Cate Blanchett Schauspielunterricht genossen. Weiss sie, wer du bist?
Wenn sie ab und zu nach ihrem Namen googlet, dann kennt sie mich auf jeden Fall – so oft wie wir beide gemeinsam in Interviews genannt werden. Sie wusste auf jeden Fall, dass ich früher in der Band Decoder Ring spielte. Denn als ich sie zum letzten Mal getroffen habe, da gab ich die Schauspielerei für die Musik auf. Sie hoffte damals, dass ich die Liebe zur Schauspielerei irgendwann wieder finden würde. Bis jetzt war das noch nicht der Fall.
Vermisst du die Schauspielerei nicht ab und zu?
Doch, manchmal schon. Insbesondere die verschiedenen Charaktere, die man spielen kann. Natürlich gibts auch in meinen Musikvideos gewisse Schauspiel-Elemente. Ebenso auf der Bühne. Aber da verkörpere ich meist nur eine übersteigerte Version meiner eigenen Person. Ich werde aber sicher eines Tages wieder schauspielern. Aber nicht zur Zeit, das hindert mein Musik-Projekt und verwirrt die Leute. Mir selber passiert das auch bei Schauspielern, die gleichzeitig singen.
Du siehst deine Karriere als Sängerin als ein Projekt?
Ja – aber als ehrliches Projekt, weil ich viel von meiner eigenen Person einbringe. Eine gewisse Distanz braucht es aber zwingend, weil man als Sängerin aussenstehende Leute sehr nahe kommen lassen muss. Wenn ich auf die Bühne gehe, lasse ich meine eigenen Gefühle jeweils direkt in die Musik einfliessen. Das ist viel persönlicher als die Schauspielerei.
Einer deiner Songs heisst "Trouble Is A Friend". Hast du viele Freunde?
Echte oder imaginäre? Ich habe auf der ganzen Welt viele Freunde. Der Song selber ist eine Metapher für mich und meine Probleme. Ich habe mich in der Vergangenheit schon öfters in Problemsituationen manövriert, die rückblickend betrachtet natürlich nur halb so schlimm waren. Ich habe aber noch andere Freunde: Freude, Glück, Abenteuer, Liebe, Leidenschaft, Kreativität und Dummheit.
Lenka live: 19. September in der Härterei Zürich
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