Patricia Kaas @ Live at Sunset
Christina Ruloff - Mademoiselle und ihr „Kabaret“: Patricia Kaas begeistert mit ihrer Show.Es ist eine Show, oder eben ein grosses, gelungenes „Kabaret“ und wie sie einleitend erklärt, eine Hommage an die 30er Jahre und die starken Frauen. Patricia Kaas steht ohne Zweifel in einer grossen ...
Es ist eine Show, oder eben ein grosses, gelungenes „Kabaret“ und wie sie einleitend erklärt, eine Hommage an die 30er Jahre und die starken Frauen. Patricia Kaas steht ohne Zweifel in einer grossen Tradition: Man muss unweigerlich an Liza Minnelli denken und natürlich an Marlene Dietrich: Alles ist gewollt, nichts dem Zufall überlassen und jede Bewegung, jeder Blicke, jedes Stöhnen und Nicken zielt auf einen Effekt – die Begeisterung des Publikums. Und das ist dank „Mon mec à moi“ vom ersten Moment an gewonnen, fasziniert und verzückt. Zudem übersetzt Kaas (die lange Zeit in Zürich gelebt hat) alles Wesentliche höflich und gekonnt ins Deutsche (nur das „schwierigste Wort des Abends“ „zeitgenössisch“ macht ihr etwas Mühe; aber auch das ist Koketterie).
Dann geht es richtig rund: Ihre Band (auf Clown getrimmt und geschminkt) gibt eine perfekte Mischung des typischen Kaas-Sounds wieder: Etwas Jazz, noch mehr Blues, Rock und viel Pop. Und gut klingt es! Ihre Stimme hat ihren sehr attraktiven und dunklen Klang. Sie verschmilzt richtig mit ihrer Musik und überzeugt vollends. Alte, erfolgreiche Hits wechseln sich mit ihren neuen Chansons ab: Où sont les clowns, Kabaret, Addicte aux héroines, Das Glück kennt nur Minuten, Le jour se lève, Une fernière fois klingen allesamt hervorragend – und geben auch was fürs Auge her: Eine junge Tänzerin produziert taktgenau zur Musik choreografiert Ausdruckstanz, Kaas bewegt sich mit ihrer Musik und schaut verwegen ins Publikum. Vor allem die Männer schauen verzaubert zu ihr zurück.
In Anbetracht ihrer starken Sogwirkung erstaunt es daher sehr, dass Patricia Kaas ihrer Ausstrahlung nicht traut, sondern das Publikum mit zusätzlicher Unterhaltung auf einer grossen Videoleinwand berieselt. Ein Künstler durfte sich mit Collagen und verwackelten Bildern von einem tanzenden Paar, treuherzigen Kindern, sich berührenden Händen austoben. Irgendwann räkelt sich eine nackte junge Frau übers Bett, und... der eigentlich Star geht in seiner Show völlig unter. Das ist schade, vor allem aber völlig unnötig, ebenso wie das Wechseln der nicht immer stilsicheren Outfits. Jederman(n) dürfte sich gefreut haben, als Kaas in Turnhose, BH und schliesslich Bademantel erschien – aber wozu der ganze Schnickschnack? Wenn Patricia Kaas singt, dann reicht das vollkommen und beeindruckt. Sie hat eine echte Stimme! Mademoiselle chante le blues und Et s'il fallait le faire krönen schliesslich einen überzeugenden Abend!