Kodo & Review "Live at Sunset"

Da sagt man immer, die moderne Mensch könne sich nicht mehr auf eine Sache konzentrieren – warum wohl ist der durchschnittliche Popsong auf Radio taugliche dreieinhalb Minuten gepeilt? Kodo und das Publikum bewiesen am „Live at Sunset“, dass man sehr wohl auf eine Sache fokussieren kann... wenn sie denn genug fesselnd ist.

Und fesselnd waren die japanischen Trommler. Ihr neues Programm Ekkyo: Trans-border ist noch nie ausserhalb Japans aufgeführt worden und vereint Trommel, Tanz und Gesang zu einem Ganzen. Das durchdachte Programm mixte moderne wie traditionelle Kompositionen, baute in sich Spannung auf und führte zu vielen kleineren und grossen Höhepunkten hin. Lautstärke, Tempo, Tonhöhe und Akzentuierung wurden immer wieder weiter variiert und verknüpft. So entstand eine Dialog zwischen den einzelnen Instrumenten und Spielern, aber auch zwischen Ensemble und Publikum. Und immer wenn man dachte, man habe es jetzt „gesehen“, passierte wieder etwas Neues, Unerwartetes und Faszinierendes. So kam die zwanzigminütige Pause überraschend, weil man so sehr im Bann der Trommeln war. Das Wetterleuchten, das den Himmel durchzuckte, tat das Übrige zu eine gespannten Atmosphäre. Vor der Zugabe wurde zum krönenden Abschluss in einer Zeremonie auch noch die Riesentrommel betätigt – und beeindruckte einfach alle. In den Zugaben durften die ernsthaften und völlig erschöpften Ensemble-Mitglieder auch noch ein bisschen herumalbern. Der Abend war damit gänzlich ein Erlebnis.

Es wird zur Gewohnheit., zur lieb gewonnen Gewohnheit „Live at Sunset“ zu geniessen und zu loben. Auch in diesem Jahr 2009 bestach das Festival durch die wunderbare Atmosphäre, die herausragenden Plätze (es gibt keine schlechten Plätze!) und durch das abwechslungsreiche, durchgehend spannende Programm. Für jeden Stil und Geschmack war ein Act dabei, und zwar von hohem musikalischem Niveau. Daher ist„Live at Sunset“ aus dem Zürcher Festivalsommer schlicht nicht mehr wegzudenken! Auf ein weiteres Jahr!