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21. Juli 2009, 14:09 Music Interview

Interview mit den White Lies

Silvan Gertsch - Die White Lies waren eine der grossen Überraschungen am Gurtenfestival 2009. Die düsteren Charts-Überflieger aus England überzeugten mit grossformatigen Songs und einem Sänger in Hochform! Im Interview spricht Bassist und Songwriter Charles Cave über die sibirische Einöde ...

Die White Lies waren eine der grossen Überraschungen am Gurtenfestival 2009. Die düsteren Charts-Überflieger aus England überzeugten mit grossformatigen Songs und einem Sänger in Hochform! Im Interview spricht Bassist und Songwriter Charles Cave über die sibirische Einöde und über die grossen Erfolge, die sie in jungen Jahren feiern dürfen. Let's grow old together - and die at the same time!

Nummer 1 in den UK-Charts, ausverkaufte Shows auf der ganzen Welt – wie verdaut ihr diese Erfolge?

Charles Cave: Für uns sind diese Erfolge sehr inspirierend und aufregend. Am einen Tag spielen wir eine ausverkaufte Show in einer Stadt, in der wir nie zuvor waren, vor gerade mal 100 Leuten. In der nächsten Stadt kommen 5000 Leute an unser Konzert. Deshalb freuen wir uns auch darauf, an immer neuen Orten aufzutreten. Die Welt ist riesig und wir haben erst in einer kleinen handvoll Städten gespielt.

Seid ihr vom Erfolg nicht überrumpelt worden? Ihr seid ja alle noch sehr jung.

Nein, überrumpelt wurden wir nicht. Wir machen ja schon seit etwa sieben Jahren Musik zusammen - seit wir unsere Instrumente gekriegt haben. Für uns sind die Erfolge wie eine Belohnung für unsere lange, harte Arbeit. Heutzutage sind viele Bands schon nach wenigen Wochen genauso erfolgreich wie wir jetzt nach all den Jahren.

Erinnerst du dich an den Moment, als du erfahren hast, dass ihr mit eurem Album in den UK-Charts zuoberst steht?

Selbstverständlich. Wir waren zu dem Zeitpunkt in Sibirien, Russland – mitten im Nirgendwo, in einer verschmutzten, ausgestorbenen Stadt namens Nikel. Dass man in der Nähe dieser Stadt angekommen ist, erkennt man daran, dass plötzlich alle Bäume tot sind. Ein sehr interessanter Ort. Für mich war es eine der inspirierendsten Erfahrungen, die ich bis jetzt machen durfte. Dort filmten wir das Musikvideo für unsere erste Single "Farewell to the Fairground".

Habt ihr immer davon geträumt, irgendwann zuoberst in den Charts zu stehen?

Nein. Wir haben vor dem Release unseres Debüts ein einziges Mal darüber gesprochen. Tommy, unser Keyboarder während der Albumaufnahme, kam ein paar Tage bei uns vorbei. Wir gingen bowlen. Er stand vor dieser unmöglichen Situation, wenn nur noch die beiden Pins ganz aussen stehen bleiben. Wir sagten ihm im Spass: "Wenn du die beiden versenkst, dann steigt unser Album auf der Nummer 1 ein." Er hatte keine Ahnung was er tat, warf die Kugel nach hinten und räumte beide Pins ab. Wir fanden das cool, unterhielten uns aber später nicht mehr darüber. Wahrscheinlich, weil wir zu viel getrunken hatten an dem Abend und es deshalb vergassen. Als das Album dann auf der Nummer 1 einstieg, erinnerten wir uns auf einmal wieder an diesen verrückten Bowling-Wurf.

Ich habe mehr als 70 bestätigte Konzerte fürs restliche Jahr gezählt. Ist das noch aufregend oder nur noch Routine?

Von Routine kann keine Rede sein. Heute sind wir auf einen Berg gefahren, um eine Show zu spielen. Zuvor sind wir durch einen Wald gelaufen, um aufzutreten. Jede Show ist anders, egal wie schräg die Locations manchmal sind. In Griechenland spielten wir zum Beispiel in einem Autopark. In den USA sehen hingegen die meisten Konzertlokale gleich aus, sie sind sehr dunkel. Aber irgendwie kann man die Zeit vor den Shows immer interessant gestalten. Ausserdem lieben wir die Songs auf dem Album nach wie vor. Wir entdecken sie immer noch, stossen auf neue Facetten.

Wenn du die White Lies von heute mit denen am 27. Februar 2008 vergleichst, als ihr eure erste Show als White Lies gespielt habt. Was hat geändert?

Wir sind viel selbstbewusster. Bei unserer ersten Show waren wir unglaublich nervös. Und natürlich hatten wir Angst, dass wir versagen könnten, weil all unsere Freunde, Familien und auch Leute von den Plattenfirmen beim Konzert dabei waren. Wir durften das auf keinen Fall verbocken – und das gelang uns auch. Die Show war sehr gut. Von Zeit zu Zeit spielen wir immer noch solche Shows. Bald gehts nach Australien und Amerika, wo man uns noch nicht so gut kennt. Das wird wohl in ähnlich kleinem Rahmen stattfinden.

Wie siehts mit einem Nachfolger für euer Debütalbum "To Lose My Life" aus?

So lange wir auf Tour sind, schreiben wir keine Songs. Aber wir hören viel Musik, lassen Einflüsse auf uns einwirken und schnappen überall Ideen auf. Aber der Gedanke, dass wir irgendwann im nächsten Jahr unser zweites Album aufnehmen werden, macht mir auch Angst. Wir haben noch keinen einzigen Song.

Du bist bei den White Lies für die Texte zuständig. Ziemlich speziell, da du der Bassist bist. Was kriegst du von den andern Bandmitgliedern für Feedbacks auf deine Lyrics?

Wir stehen uns sehr nahe. Aber wenns um unsere Musik geht, dann decken wir uns nicht mit Komplimenten ein. Ich weiss, wann sie einen Song mögen und wann nicht. Keiner klopft mir auf die Schultern, nur weil wir Freunde sind. Das erwarte ich aber auch nicht. Wenn Harry einen Song nicht mag, dann singt er ihn auch nicht. So einfach ist das.

Eure Musik hat etwas zeitloses an sich. Was ist die wichtigste Zutat, um solche Stücke zu schreiben?

Die Zeit, in der man einen Song schreibt. Wenn eine Band morgen "Bohemian Rhapsody" schreiben würde und ihn an die Radios schicken würde, würde man diese Band auslachen. Der würde in der heutigen Zeit nie im Leben gespielt werden. Man muss also den richtigen Song zur richtigen Zeit schreiben. Ausserdem braucht es eine grossartige Melodie und starke Lyrics. Das Eine geht ohne das Andere nicht.

Auf eurer MySpace-Seite habt ihr verschiedene Remixes eures Songs "Death". Welcher davon sagt dir am meisten zu?

Das ist derjenige von Crystal Castles. Aber auch den neusten von Chase & Status mag ich. Der ist sehr clever gemacht. Sowieso: Wir lieben Remixes. Die sind eine einfache Art und Weise, wie man mit anderen Künstlern zusammenarbeiten kann. Man kann die eigenen Songs aus einer anderen Perspektive betrachten und sieht, was andere Musiker damit anstellen können.

Du selber hast beschlossen, Musiker zu werden anstatt zu studieren. War es die richtige Entscheidung?

Ja. (lacht)

Was hättest du studiert?

Drama oder kreatives Schreiben. Geschichten, Gedichte, solche Sachen.

www.whitelies.com

White Lies live:

22.02. im Volkshaus, Zürich

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