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22. Juli 2009, 17:47 Music Interview

Interview mit Eskimo Joe

Silvan Gertsch - Eskimo Joe aus Australien waren am Gurtenfestival zum ersten Mal in der Schweiz und überzeugten mit ihren grossformatigen Pop-Songs zwischen Coldplay und U2. Im Interview spricht die Band über ihr neues Album "Inshalla" - und sie erzählen, weshalb sie sich auf ihren Auftritt v...

Eskimo Joe aus Australien waren am Gurtenfestival zum ersten Mal in der Schweiz und überzeugten mit ihren grossformatigen Pop-Songs zwischen Coldplay und U2. Im Interview spricht die Band über ihr neues Album "Inshalla" - und sie erzählen, weshalb sie sich auf ihren Auftritt vom 27. Oktober im Bierhübeli in Bern freuen.

Habt ihr euren ersten Auftritt in der Schweiz genossen?

Kavyen Temperley: Sehr! Das Publikum war fantastisch. Am Schluss machten sie dieses "Ooooooh" – so was habe ich noch nie zuvor gesehen. [Er meint eine Welle, Anm. d. Red.] Unser Ziel war, euch ein non stop pleasure zu bescheren. Ich hoffe, das ist uns gelungen. Uns hat es auf jeden Fall sehr grossen Spass gemacht.

Ihr kommt aus Perth, am Ende der Welt...

Stuart MacLeod: Genau, das ist die isolierteste Hauptstadt der Welt.

Ist das der Grund, wieso ihr Rockmusiker geworden seid? Um auszubrechen?

Kavyen: Eigentlich nicht, wir leben sehr gerne in Perth. Die Landschaft, der Wein, das Essen, die Frauen – alles dort ist wunderbar. Aus diesen Gründen war es gut für uns als Band, rauszukommen. In Perth ist es sehr einfach, die Beine hoch zu lagern und das Leben zu geniessen.

Stuart: Perth hat eine grosse Musikszene. Viele Hippies zogen in den 70ern dorthin, sie kriegten Kids – das waren wir – und bauten so eine Bewegung auf. Gerade weil die Stadt so isoliert ist, flüchteten sich die Leute in die Kultur. Heute sieht das Ganze natürlich ein wenig anders aus. Als wir angefangen haben, Musik zu machen, da war es schwierig, überhaupt im lokalen Radio gespielt zu werden. Dank dem Internet kann man seine Songs in der Zwischenzeit ohne grossen Aufwand weltweit verbreiten.

Hatte die Abgeschiedenheit in Perth wenigstens einen Einfluss auf den melancholischen Sound eurer Songs in der Anfangsphase?

Kavyen: Gut möglich. Viele Bands aus Perth klingen poppig und auch sehr melancholisch. Aber man kann ja nicht ein Leben lang melancholisch klingen, sonst wirds zu langweilig.

Deshalb habt ihr euch musikalisch mit dem neuen Album "Inshalla" in eine andere Richtung bewegt?

Kavyen: Genau. Unsere ersten Alben haben wir alle selber produziert. Fürs neue haben wir Gil Norton verpflichtet, der in der Vergangenheit Werke von den Pixies und den Foo Fighters produziert hat. Er ist unser Held in der Produzenten-Welt. Wir waren ganz aus dem Häuschen. Er meinte, dass unser letztes Album mit angezogener Bremse eingespielt worden sei und brachte deshalb die nötige Dynamik für "Inshalla" mit. Seinen Fingerabdruck hat er auf dem ganzen Album hinterlassen.

Was wollt ihr mit dem Titel "Inshalla" ausdrücken?

Kavyen: Es ist ein wunderbarer arabischer Ausdruck. Er bedeutet so viel wie gottgewollt. Auf uns umgemünzt heisst das: Was immer geschehen mag, soll geschehen. Eine religiöse Bedeutung hat dieser Titel für uns aber nicht.

Für euer neues Album wolltet ihr das Prozedere des Songschreibens neu erfinden. Inwiefern?

Stuart: Mit unseren ersten drei Alben wurden wir immer mehr wie Maschinen. Die Prozesse liefen immer gleich ab. Wir begannen mit einer akustischen Gitarre, hinzu kam die Melodie und danach folgten die Texte. Dieses Mal gingen wir die Sache aus unterschiedlichen Winkeln an und begannen die Songs jeweils mit anderen Elementen.

Eure ersten drei Alben waren ja auch eine Art Trilogie. Beginnt mit "Inshalla" also ein neues Kapitel?

Kavyen: Für uns fühlten sich die drei ersten Alben wie eine Trilogie an. Einerseits, was die musikalische Ausrichtung der Songs betrifft. Andererseits, was die eben erwähnte Arbeitsweise anbelangt. Dieses Mal gehen wir in eine andere Richtung.

Insbesondere der Song "Foreign Land", auf dem ihr das Sample eines türkischen Volkslieds verwendet, zeigt euch von einer neuen Seite.

Kavyen: Ich hatte die Vision, mit einem Orchester aus dem Mittleren Osten zusammenzuarbeiten. Ich stiess auf dieses Sample und baute einen Song darum. Zum Text hat uns der Tod von Heath Ledger inspiriert. Wir sollten in New York zusammen mit einem Orchester an einer australischen Gala auftreten, wo wir von John Travolta hätten agekündigt werden sollen. Das Konzert fiel allerdings ins Wasser, weil wir erfuhren, dass Heath Ledger gestorben ist. Er stammt aus der gleichen Gegend wie wir. Das machte uns sehr betroffen und inspirierte uns dann eben zum Text dieses Stücks.

Habt ihr Heath persönlich gekannt?

Kavyen: Ich habe ihn einmal an einer Party getroffen, aber er hätte mich wahrscheinlich nicht mehr erkannt. Uns verband vor allem diese künstlerische Nähe zu ihm – auch er ist von Perth aus in die weite Welt hinaus gezogen.

Am 27. Oktober spielt ihr im Bierhübeli in Bern. Freut ihr euch?

Kavyen: Und ob! Wir haben uns heute ein wenig in Bern umgeschaut, die Stadt ist traumhaft schön. Wenn das Wetter hier oben besser wäre, hätten wir die Aussicht noch mehr geniessen können. Aber leider sitzen wir momentan mitten in einer Wolke. Vor allem aber freue ich mich auf die Fans – dank ihnen haben wir uns hier sehr wohl gefühlt.

www.eskimojoe.net

Eskimo Joe live: 27.10. im Bierhübeli in Bern!

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