Wohin führt uns ein Bachelor-Abschluss der ETH?
Brennstoffzelle R - „Im Bachelor-Studium steht Effizienz im Vordergrund. Die Bologna-Reform soll den Studierenden mehr Freiräume geben und damit die Entwicklung selbstorganisierter Persönlichkeiten fördern,“ dies steht im Strategieplan der ETH. Sind begrenzte Wahlmöglichkeiten vereinbar mit ...
Die Ausbildungsinhalte sind im wesentlichen spezifisch auf die Forschung zugeschnitten worden. Die ETH bildet die Studierenden aus, um aus ihnen die besten Köpfe für die Forschung rekrutieren zu können und sich ihren Rang im internationalen Ranking zu erhalten.Studierende, die nur mit Theorie „abgefüllt“, sind für die an sie gestellten Anforderungen am Arbeitsplatz schlecht vorbereitet: „Der Masterabschluss zeigt mir bloss, was jemand in der Lage war, zu lernen. Wieviel Kraft die Person effektiv 'auf den Boden bringt', zeigt letztlich die Praxis. Die Fachkompetenz ist das eine. Mindestens so wichtig sind die indiviuduellen Persönlichkeitsmerkmale,“ meint Beat Lutz von Lutz und Partner AG.In der Arbeitswelt sind neben dem Fachwissen Praxisbezug, Teamfähigkeit, Innovationsfähigkeit und viele weitere Sozialkompetenzen gefragt. Wie sollen wir konfliktfähig werden, wenn alle nur auf ihre eigenen Kreditpunkte schauen müssen?
Die von StudienberaterInnen und ProfessorInnen gehörte Aussage „Es geht allen gleich“, bringt keine Erleichterung, sondern verdeutlicht die Anpassung ohne jede Kritik, das Hinnehmen dieser Ausbildungsform ohne Frage nach der Bedeutung des Abschlusses.
In Departementsevaluationen stellte sich heraus, dass die Studierenden weniger eigenständige Fragen stellen. Dadurch verlieren die ProfessorInnen ihren Spass am Unterrichten und die ETH könnte gerade so gut Podcasts zur Verfügung stellen.
Der Konkurrenzkampf unter den Studierenden ist seit der Studienreform deutlich gestiegen und wenn jemand nicht geradlinig dem vorgeschlagenen Studienplan folgt, sondern nebenan arbeiten muss, hat die Person anschliessend Mühe, wieder ein gutes soziales Umfeld im Studiengang zu finden. Auch alle, welche die Prüfungen nicht auf Anhieb bestehen und diese später wiederholen, sind von diesem Problem betroffen – und nur schon das sind wie schon erwähnt durchschnittlich die Hälfte aller Studierender!
Der durch die Bolognareform gestiegene Leistungsdruck zeigt sich auch in der Zunahme von psychologischen Problemen: Im Vergleich zum Jahr 2007 wurde die psychologische Beratungsstelle der Uni und ETH Zürich im Jahr 2008 von ETH-Studierenden um 30% mehr in Anspruch genommen, während die Gesamtzahl der Studierenden nur um 6.3% zunahm. Die Produktivität der Studierenden wird durch psychische Probleme rasch in Mitleidenschaft gezogen, Angst und Selbstzweifel nehmen zu, Lernstörungen häufen sich und gute Arbeits- bzw. Lernmethoden werden vernachlässigt. Dies betrifft rund die Hälfte derjenigen, die psychologische Hilfe aufsuchen. Bei weiteren 30% wurde ein depressives Syndrom festgestellt, 7.5% zeigten Suizidgedanken und 5% leiden unter Essstörungen. 23% der Fälle leiden unter Prüfungsangst, wobei die Angst während des Lernens einen stärkeren Leidensdruck erzeugt als die akute Prüfungsangst.
Studierende genauso wie ProfessorInnen müssen sich dieser Ausbildungsform beugen. Warum stellen wir nicht alle gemeinsam diese Reform in Frage? Warum gibt es immer nur Einzelne, die das System hinterfragen? Woher kommt dieser grosse Effizienzdruck auf die Forschung, Industrie und schlussendlich Ausbildung? Gibt es einen Zusammenhang zum exponentiellen Wachstumswahn unserer Gesellschaft, der uns gerade wieder einmal in eine Krise gebracht hat?
Die „Ausbildung“ der ETH hat grosses Verbesserungspotential als „Bildung“, die Wissen weitergibt, ohne dieses direkt an den Leistungsdruck der Arbeitswelt und wirtschaftliche Interessen zu koppeln. Freiwillige Angebote in diese Richtung gibt es bereits. Doch für die ETH ist höchste Zeit den Weg von der „Ausbildung“ zur „Bildung“ einzuschlagen.
Eine integrale Bildungsform bedeutet, allen Studierenden mehr Eigenverantwortung zu geben und darauf zu vertrauen, dass mit weniger gefüllten Lehrplänen die Studierenden sich im Arbeitsleben gut zurechtfinden werden. Die Konsequenz heisst, den Bildungsinhalt in eine ausgeglichene Mischung verschiedenster Kompetenzen aufzuteilen und eine ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Nach dem Mittagessen können Bewegungsübungen angeboten werden, um die Hirnhälften zu vernetzen und den menschlichen Biorhythmus zu respektieren, morgens und abends soll Raum zur Verfügung gestellt werden, um „die Seele baumeln zu lassen“, sei es durch Handwerk oder Meditation. Für Studierende, die dafür ausgebildet werden, tragende Aufgaben in der Gesellschaft zu übernehmen, ist eine Bildung im beschriebenen Sinne wesentlich. Diese Bildung wird dann tatsächlich die im Strategieplan der ETH erwähnte Entwicklung von visionären Persönlichkeiten fördern.
Leider ist auf der ganzen Welt dieser Trend so festzustellen.
Wir sind dazu erzogen worden.
Ich komme aus einem Land was Weltspitzenreiter ist beim Selbstmordraten(auch in alkoholkonsum und Krebs übrigens, und hat ein sehr niedriges Lebenserwartung für ein Industriestaat) weil Jeder ein Misslingen als eigene Versagen ansieht beschuldigt man sich selbst und das verhindert das Handeln. So schliesst sich ein Kreis und es werden noch viele Genertationen so aufwachsen weil das hier und jetzt: "die beste aller möglichen Welten" ist und es könnte nicht besser sein.(Gottfried Wilhelm Leibniz)