12. August 2009, 00:00 Movie

Pedro Almodóvar (Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs, Sprich mit ihr) schickt erneut seine Muse Penélope Cruz (Vanilla Sky, Volver) in die Kinosäle:
Der blinde Drehbuchautor Harry Caine lebt in Madrid, unterstützt von seiner Agentin Judit und deren Sohn Diego. Als letzterer aufgrund eines versehentlich eingenommenen Drogencocktails flachliegt, während seine Mutter mit amerikanischen Filmemachern auf Motivsuche ist, kümmert sich Harry um ihn. Auf Diegos Bitte hin erzählt er ihm, wie es zu dem Autounfall kam, der ihm das Augenlicht kostete:
Im Jahre 1994, vor dem Zusammenstoss, nennt sich Harry noch Mateo Blanco und ist ein Regisseur, der nach einer Reihe ernsthafter Film grad seine erste Komödie dreht. Lena (Penélope Cruz), deren Traum die Schauspielerei ist, stellt sich für die Hauptrolle vor. Mateo verliebt sich auf den ersten Blick in sie – was auf Gegenseitigkeit beruht. Allerdings ist sie immer noch die Freundin des eifersüchtigen Wirtschaftsmagnaten Ernesto Martel. Dieser finanziert die Produktion, um Lena nicht zu verlieren, schickt aber seinen Sohn Ernesto jr. ans Set, damit dieser alles mit der Videokamera festhält. Die beiden Liebenden können ihre Affäre nicht lange geheim halten...

In Los abrazos rotos erzählt Almodóvar nicht nur eine dramatische Liebesgeschichte zwischen Leidenschaft, Eifersucht und Machtausübung, sondern reflektiert auch die künstlerische Auseinandersetzung mit diesen Gefühlen und zeigt, wie Leben und Kunst sich gegenseitig beeinflussen, schliesslich sogar ineinander fliessen können: ohne den Filmdreh kämen Lena und Mateo gar nicht erst zusammen (und nicht zuletzt die gemeinsame Liebe für das Kino feuert ihre Beziehung an), ohne die Videokamera seines filmversessenen Sohnes würde Ernesto sr. nie davon erfahren. Das Schauen eines Liebesfilmes bringt das Paar auf die Idee, zusammen für ein Foto zu posieren, das als Symbol für ihre ewige Verbundenheit stehen soll; das Filmmaterial vom Dreh wird für Harrys Aufarbeitung seiner Erinnerungen an Lena wichtig werden, so wie Ernesto jr. sich mit einem Dokumentarfilm an seinem inzwischen verstorbenen Vater rächen will.
Zahlreich sind dann auch die Anspielungen auf die Kinogeschichte, wenn beispielsweise Penélope Cruz im Stile der alten Hollywood-Diven hergerichtet wird, mehrfach die Filme Hitchcocks zitiert werden oder Harry und Diego Drehbuchideen zu einem Vampirstreifen austauschen. Auch die Filmmusik von Almodóvars Hauskomponist Alberto Iglesias erinnert an verschiedene cinematische Vorbilder.
Bei alledem ist es von Vorteil, wenn man sich von recht melodramatischen Szenen nicht abschrecken lässt (der gefühlsbetonte Charakter des Filmes setzt sich bis in die farbenfrohe Gestaltung hinein fort), doch auch Humoriges findet sich zu Genüge ein. Das Highlight des Filmes bleiben allerdings die Darsteller, bei denen man sich allenfalls darüber mokieren kann, dass Rubén Ochandiano (Guerreros) als junger Ernesto jr. vielleicht etwas zu sehr pickelige Witzfigur ist und Luís Homar (La mala Educación - Schlechte Erziehung) als Mateo trotz gefärbter Haare in den Rückblenden nicht wirklich jünger aussieht.

Los abrazos rotos erzählt eine wechselhafte Geschichte zwischen Drama, Thriller und Komödie, die zudem mit einer Reflexion über das Medium Film sowie Fotografie verschränkt wird und voller Anspielungen auf die Kinogeschichte ist. Die ausgefeilte, farbenfrohe Inszenierung und die schauspielerischen Leistungen runden den positiven Gesamteindruck ab und machen den Film zu einem empfehlenswerten Seherlebnis.

Bewertung: 4 von 5

• Titel: Los Abrazos Rotos – Zerrissene Umarmungen
• Land: Spanien
• Regie: Pedro Almadóvar
• Darsteller: Penélope Cruz, Lluís Homar, Blanca Portillo, José Luis Gómez
• Verleih: Pathé Films
• Start: 13. August 2009

Fotos von Pathé