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11. Januar 2007, 00:00 CD / Vinyl

Finkenauer - beste welt,

Michelle Ziegler - Interpret: Finkenauer Album: beste welt,Release: 19.01.07Label/Vertrieb: Gun Records (Sony BMG) Wenn Pascal Finkenauer etwas anpackt, wird’s zum Kunstprojekt. Es tanzt aus der Reihe, passt in kein Schema rein, ist einmal Balsam auf die Seele, einmal eine losgelassene Packung En...

Interpret: Finkenauer

Album: beste welt,

Release: 19.01.07

Label/Vertrieb: Gun Records (Sony BMG)

Wenn Pascal Finkenauer etwas anpackt, wird’s zum Kunstprojekt. Es tanzt aus der Reihe, passt in kein Schema rein, ist einmal Balsam auf die Seele, einmal eine losgelassene Packung Energie, die bisweilen auch laut und störend sein darf. Finkenauer formuliert es selber im Stück Verschlllungen: „ein gerader strich ist das schwierigste am zeichnen / ungeniert und verroht / alle grenzen sind tot“.

Ein solch kreatives Gebilde ist seine Homepage, die Erlebnisse bietet wie keine andere, neuerdings das Online-Gewinnspiel „Finkenauer-Schnitzeljagd“. Musikalisch hat Finkenauer seine Originalität beim viel gelobten Elektropunk-Kollektiv JAW (später The Black Cherries) eingebracht, und als Gastsänger bei Fettes Brot (An Tagen wie diesen). Vor etwas über zwei Jahren hat der singende Poet sich von den anderen abgenabelt und gibt in diesen Tagen sein zweites Solowerk beste welt, heraus: wieder ein Kunstprojekt.

Ein grosser Teil der Kunst liegt in der Poesie der Songtexte. Finkenauers Wortkraft schöpft Bilder, die einen verfolgen. Bilder von Menschen, zunächst skurril und befremdlich anmutend, die sich aber als treffend und ästhetisch in einem herausstellen: jener, der sich die Arme verlängern möchte, um sich selber zu umarmen (manchmal zwischen den gebäuden), jener, der in städtischen Passagen versucht, den vielen Einkaufstüten auszuweichen und es nicht schafft (gleiches Stück), oder jener, der schweigt wie ein Stein, der an einem verlassenen Strand liegt und irgendwann ins Meer geworfen wird (geschrien). Dabei hat Pascal Finkenauer einen feinen Geschmack, vergreift sich nie an abgenutzten Bildern, seine eigenen sind originell und verführerisch:„ich würde gerne langsam weinen / um die zeit und melancholie / rauschen zu lassen in der melodie / die eine träne macht / wenn sie sich an mir herunterschiebt“ (Hand in Hand).

Dabei entstehen mit Geschrien und Scherben Stücke, die die Traurigkeit bis ins Letzte ausschöpfen. Ihre musikalische Umsetzung passt sich an. Einfache Klavierbegleitung mit Streichern einmal, das andere Mal schlichte Gitarrenakkorde. Da kann Pascal Finkenauer tönen wie ein französischer Chansonnier, der deutsch singt.

Das ist aber nur das eine musikalische Gesicht der Platte. Sie hat noch andere, ein punkig aufdringliches in Hab ich dir schon erzählt? und in Mittendrin, ein jazziges im Pianosolo von Ich kann dir nicht widerstehen. In Hand in Hand gibt’s Drum’n’Bass-Beats, zwischendurch auch südamerikanische Rhythmen. Die Platte trägt die Signatur Pascal Finkenauers, sie ist ein schriller Vogel geworden. Damit wird sie sich nicht nur Freunde machen.

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