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27. August 2009, 11:19 Music Festivals

Royal Arena Festival 2009: Review

Oliver Kaftan - Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Royal Arena Festival scheuten die Veranstalter keine Mühe, um Weltstars aus der Black Music-Szene nach Orpund bei Biel zu holen. Lange wurde das Line-Up ungeduldig erwartet und spekuliert, welche Überraschungen es wohl birgen würde. ...

Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Royal Arena Festival scheuten die Veranstalter keine Mühe, um Weltstars aus der Black Music-Szene nach Orpund bei Biel zu holen. Lange wurde das Line-Up ungeduldig erwartet und spekuliert, welche Überraschungen es wohl birgen würde. Als dann endlich bekannt wurde, dass Nas dem Festival die Ehre erweist, verkleinerte sich das Arsenal an Raketen, die eine Teilnahme an den nahezu galaktischen narrativen Reflexionen aus dem Munde des vielleicht bedeutendsten noch unter uns verweilenden Rappers ermöglichten, schlagartig. So nahte das OpenAir und die Tickets im Vorverkauf schwanden, so dass auch keine Tickets für den Abendverkauf vor Ort mehr übrig blieben und es somit nichts mehr für jene zu holen gab, die sich dieses Andrangs nicht bewusst waren und trotzdem nach Orpund gereist waren. Es folgte die Enttäuschung, die im Rausche der auf der Anreise ins Hirn katapultierten Moleküle Ethanol schnell mal das Reservoir an Aggression füllte bzw. überfüllte und demzufolge auch in Form von lautem Schreien oder redenden Fäusten nach Entladung schrie. Andere bevorzugten den stoischen Weg und entwickelten zum Teil erfolgreiche Strategien, um trotzdem hinein zu gelangen, worunter dann wiederum ein Teil jener leiden musste, der erfolgreich ein Ticket ergattert hatte, da das Security-Personal scheinbar willkürlich Besucher mit dem Argument zurückwies, man hätte nicht für den Bändel bezahlt, sondern ihn gefunden, gestohlen oder mit jemandem geteilt. Damit hatten die Sicherheitsleute zwar ohne Zweifel Recht, jedoch nicht in der Verallgemeinerung der Aussage und so war auch mein Verweilen am Festival zeitlich beschränkt – doch dazu später mehr. Andere wiederum, die wahrscheinlich nicht einmal versucht hatten, ein Ticket zu ergattern, lockten die erfolgreicheren Artgenossen aus dem Gelände und entfachten mit einem „Was luegsch mi ah?“ bzw. in sinngemässen französischen Äusserungen kleinere Raufereien, die ihnen bei einem für sie glücklichen Ausgang letztlich den Bändel als vermeintliche Zugangsgarantie ins Festivalgelände erbrachten. Obwohl die Anzahl an Securities bedeutsam grösser zu sein schien im Vergleich zu anderen Festivals (allein der Eintritt ins Festivalgelände erforderte für jeden Anwesenden die Bekanntmachung mit zwei Vertretern des Sicherheitspersonals), gelang es nicht, die latente Manifestation von Meinungsverschiedenheiten in Form von kleineren und grösseren Konflikten zu unterbinden.

Doch nun rein ins Festivalgelände und damit zu erfreulicheren Mitteilungen. Das Konzept, die vier Elemente des HipHop an einem Anlass zu vereinen, ist genial und ansonsten in einer solchen Klasse nur im Ausland vorzufinden, denn Künstler wie Lilou in der Jury des B-Boy-Battles und Nas am Mikrofon gehören zweifellos zur Weltelite in ihrem Metier. Der Leser fragt sich aber bestimmt, wie denn die Darbietungen der diversen Künstler waren und ob sie die 89.- Franken Eintrittsgeld auch wert waren. Nun, begonnen hatte der Freitagabend vielversprechend mit einer Performance von Freestyle & D-Stroy, die ihr Können sowohl im Rappen als auch im tänzerischen Bereich unter Beweis stellten. Als Samy Deluxe dann die Bühne betrat, schien das Programm definitiv lanciert. Der Hamburger MC überzeugte auf ganzer Linie und heizte die Menge für die noch folgenden Künstler an. Diese sollte ich jedoch nicht mehr miterlebten, denn als ich kurz das Festivalgelände verliess, um nach einiger Zeit wieder zurück zu kehren, behauptete der vollschlanke Security, dass ich meinen Bändel gefunden oder gestohlen hätte und nahm mir diesen ab, was für mich bereits nach zwei Stunden das Ende des Festivals bedeutete. Auch ich bevorzugte den stoischen Weg und akzeptierte folglich mein Schicksal. Freunde liessen verlauten, dass die Darbietung der folgenden Künstler mehr oder minder glückten, die Atmosphäre jedoch die traurige Tendenz zur Kommerzialisierung widerspiegelte, und zwar in Form von besoffenen Teenies, die nur jene Songs der Künstler kannten, die MTV Ihren Fernsehaugen liefert. So ist es sinnbildlich, dass die letzten Worte, die ich hörte, als ich das Festivalgelände verliess, aus Samy Deluxes Mund stammten und lauten: „Die ganze Welt ist im Konsumwahn. Alle sitzen vor der Glotze oder sie hängen vor ihren Computern.“ Dafür ist natürlich nicht das Royal Arena Festival verantwortlich, aber Securities, die sich entweder anabole Steroiden in ihren Allerwertesten spritzen oder direkt im Fitnesscenter wohnen, brauchen mich definitiv nicht zu belehren, damit ich dann auf dem Nachhauseweg von ein paar Möchtegern-Gangstern, die glauben HipHop zu leben, noch nahezu zusammen geschlagen werde. Method Man fragte angeblich während seines Auftritts im Bieler Vorort „What’s Up Zurich?“. Ich frage: „What’s up world?“. Royal Arena Festival – nächstes Mal ohne mich!

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