Interview mit Cascada
Silvan Gertsch - Von überall her klingt es derzeit: "Evacuate the Dancefloor". Mit ihrem neuen Song sind Cascada aus Deutschland weltweit erfolgreich. Im Interview spricht Sängerin Natalie Horler über den Erfolg und das Gefühl, Michael Jackson vom ersten Platz in den Charts verdrängt zu habe...
Ihr seid unglaublich erfolgreich mit "Evacuate the Dancefloor". Überrascht?
Natalie: Was heisst überrascht? Man hat natürlich gehofft, dass wir mit der Single und dem Album Erfolg haben und freuen uns deshalb auch tierisch, dass es hinhaut. Aber dass wir so erfolgreich sein würden, konnten wir tatsächlich nicht erwarten.
Spürt man nicht von Anfang an, ob ein Song ein Hit werden könnte?
Das weiss man vorher nie. Wir fanden den Song Hammer und er war auch ein Wagnis, weil er untypisch für uns ist. Er klingt anders, als man es sich von uns gewohnt ist. Für uns war dieser Release also auch ein Experiment – mit erfolgreichem Ausgang.
In England habt ihr sogar Michael Jackson vom Spitzenplatz in den Single-Charts gestossen.
Das war eine krasse Sache, der ich mit gemischten Gefühlen begegnete. Ich war sehr mitgenommen wegen Michaels Tod. Und wenn man dann mit ihm zusammen in einen Korb geschmissen wird, ist das total freaky. Vor allem weil Leute gesagt haben, dass man ihm mit der Eins die letzte Ehre erwiesen habe und wir ihn von dort vertrieben haben. Das fühlt sich dann nicht so gut an. Aber andererseits hat man keine Macht darüber und man freut sich als Künstler natürlich trotzdem über eine Nummer 1 Platzierung – vor allem in England.
Die Medien schmeissen dich ja auch gerne mit Madonna in einen Topf – du giltst als "Madonna aus Bonn". Was verbindet dich mit ihr?
Unsere jungen Fans, die nicht mit Madonna aufgewachsen sind, sehen mich wirklich als eine Art Madonna an. Dabei wissen die gar nicht, was für eine Ikone Madonna ist und dass ich erst seit sechs Jahren Musik mache. Dementsprechend ist das ein riesiger Unterschied und ich würde mich auch niemals mit ihr vergleichen. Das wäre unglaublich daneben. Ich werde noch viel und lange arbeiten müssen, um eines Tages vielleicht mal ihren Status zu erreichen.
Was waren in diesen sechs Jahren die Highlights für dich?
Eine Konzerttour ist immer eine geniale Erfahrung – in Arenen auftreten und mit dem Tourbus unterwegs zu sein. Das vergisst man nie. Ebenso wenig wie den Auftritt vor zwei Jahren zusammen mit einem schwedischen Orchester, als ich "Everytime We Touch" performen durfte. Auch das erste Mal in den Staaten zu sein war eine schöne Erfahrung, die ich dank meines Berufs machen durfte.
Du stammst aus einer musikalischen Familie. Dein Vater ist der berühmte Jazzmusiker David Horler. Wie findet er deine Musik?
(lacht) Er ist stolz auf das was ich erreicht habe. Und vor allem verbringt er momentan viel Zeit in England, wo mich sowieso jeder kennt. Die Musikrichtung selber ist aber überhaupt nicht sein Fall, die hört er nicht. Er ist Jazzmusiker, 65 Jahre alt. Der hört natürlich kein Cascada. Aber er kennt bestimmte Songs und besitzt mein Album natürlich auch.
Ihr habt euch zu Beginn vor allem einen Namen durch die Neuinterpretation bekannter Songs gemacht.
Auch auf dem neuen Album hats ein Cover drauf, "Hold On". Das ist aber ein relativ unbekannter Song, weshalb viele denken, dass es kein Cover sei. Ich finde das nicht tragisch – sogar die besten Weltstars covern Songs. Uns gehts dabei nicht darum, auf dem Erfolg von anderen Leuten aufzubauen.
Du selber hast mal betont, gerne eigene Songs schreiben zu wollen. Ist das schon konkreter?
Ja, ich schreibe schon länger Songs – aber nicht für Cascada, sondern eher für mich. Manchmal sitze ich im Flieger und schreibe mir auf, was mir durch den Kopf geht.