DVD der Woche: Rachels Hochzeit

Alles soll perfekt sein für den schönsten Tag im Leben des Brautpaars und da platzt Kym ins Haus. Sie hat drei Tage Urlaub gekriegt von ihrer Entziehungsklinik. Niemand erwartet besonders viel Gutes von der jungen, zornigen und depressiven Frau. Aber man erwartet wenigstens, dass sie sich benimmt! Schliesslich dreht sich für einmal alles um ihre ältere Schwester Rachel! Sie soll glücklich sein, strahlen und heiraten! Doch Glück kann weder erzwungen noch herbeigefleht werden, schon gar nicht in einer so komplizierten Familie...

Zwei Schwestern, die so viel trennt, obwohl sie noch mehr gemeinsam haben: Kym und Rachel.

Das Unglück ruht in Familienfilmen üblicherweise nicht, bis es alle Familienangehörigen schmerzhaft heimgesucht hat und Rachels Hochzeit tritt in dieser Hinsicht kein bisschen kürzer: Wir haben die drogensüchtige Tochter, die ihrer Familie weiss Gott was alles angetan hat und erst noch für den Tod ihres jüngeren Bruders mitverantwortlich ist. Wer kann mit so einer kaputten Familie schon mithalten – oder mitfühlen? Die Kunst in Johnathan Demmes Film liegt gerade darin, dass man sich nicht als neugieriger und befremdeter Aussenseiter vorkommt. Man beginnt im Gegenteil Muster und Strukturen zu erkennen, wie sie sich in irgendeiner Form in allen normalen Familien zwangsläufig bilden: Der Vater ist so besorgt um seine kranke Tochter, dass er die gesunde glatt links liegen lässt – jedenfalls fühlt sich diese vernachlässigt und sucht sich mit allen Mitteln (zum Beispiel eben jener besagten gigantischen Hochzeit) zu profilieren. Natürlich könnte sie nie offen zugegeben, eifersüchtig auf ihre kleine Schwester zu sein, sondern umsorgt sie rührend und verständnisvoll – bis irgendwann die jahrelang aufgestauten Gefühle herausbrechen. Und das Sorgenkind kommt sich natürlich ob all der unerwünschten und bevormutternden Aufmerksamkeit verfolgt vor. Die Mutter schützt sich mit reserviertem Desinteresse und verletzt somit alle noch mehr.

Glück auf Knopfdruck: Die Hochzeit muss perfekt sein!

Vor allem dank der Handkameras, die einen direkt ins Geschehen und Familieleben hineinziehen und keine scheinbar noch so unwesentliche Reaktion verpassen, ist man automatisch involviert und integriert. Man vergisst, dass man „nur“ einen Film anzuschaut, auch weil die Schauspieler (allen voran Anna Hathaway - sie kann wirklich schauspielern!) voll und ganz in ihren vielschichtigen und komplexen Rollen aufgehen. Ein bisschen weniger Dramatik und musikalisches Rambazamba hätte diesem Drama gutgetan – aber das sind Klagen auf hohem Niveau. Rachels Hochzeit ist ein würdiger Film eines grosses Regisseurs!

Rachels Hochzeit ist neu auf DVD erschienen!