West of Pluto @ Zurich Film Festival
Gregor Schenker - Das Regie- und Drehbuch-Duo Henry Bernadet und Myriam Verrault zeigt uns in seinem Erstlingswerk West of Pluto einen Tag im Leben einer Gruppe Jugendlicher in Québec und was die so umtreibt. Astronomie-Freak Pierre-Oliver zum Beispiel nervt sich gewaltig darüber, dass die Inter...
Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist eine Party bei Émilie zuhause, die bald ausser Kontrolle gerät (die Party, nicht Émilie) und damit ausklingt, dass die Gäste die Einrichtung demolieren und ein Familienportrait mitgehen lassen. Dementsprechend sauer ist dann auch Émilies grösserer Bruder, als er nach Hause kommt, und schleift sie nebst einer Freundin mit auf die Suche nach dem Bild. Unterwegs greift er Pierre-Oliver und dessen Kumpel Benoît auf; während er zweiteren verprügelt und auf der Strasse liegen lässt, zwingt er ersten dazu, ihn zu den anderen zu führen. Diese haben sich inzwischen in einem Hockey-Stadion eingerichtet, das Jéromes Vater gehört und wo der Junge eigentlich Kim seine Liebe gestehen will...
Mit den Laiendarstellern, die vieles improvisieren (und sich dabei nicht schlecht aus der Affäre ziehen), und den grieseligen Digicam-Bildern wirkt West of Pluto (bzw. À l'ouest de Pluton) über weite Strecken wie eine Dokumentation. Dazu passt dann auch, dass die Erzählweise nicht besonders konzentriert ist, sondern der Film munter in der Gegend herum mäandert. So braucht es zu Anfang eine ganze Weile, bis sich aus den vielen Alltags-Szenen allmählich die eigentliche Story herauskristallisiert, laufen die verschiedenen Erzählstränge, nachdem sich die Party aufgelöst hat, nicht mehr zusammen, oder lässt das Ende vieles offen. Das kann aus der Zuschauerperspektive bisweilen etwas mühsam sein, lässt aber den Eindruck eines authentischen Einblickes in die Welt frankophoner kanadischer Jugendlicher entstehen und ist nicht ohne Charme.
Probleme mit den Eltern, Herzschmerz und die Notwendigkeit, etwas gegen die drohende alltägliche Langeweile zu unternehmen (sei es mit Drogen, Musik oder Ausbrüchen von Vandalismus), kontrastieren mit den astronomischen Einschüben, welche die Bemühungen der NASA zeigen, eine Sonde zum Pluto zu schicken. Angesichts der kosmischen Dimensionen erscheinen die Querelen hier unten seltsam belanglos; andererseits verliert sich das Interesse an irgendwelchen Felsbrocken draussen im All ganz schnell, wenn man vom psychotischen Bruder einer Freundin durch die Botanik gehetzt wird. Da holt einen die Realität schnell wieder auf den Boden zurück.
West of Pluto könnte alles in allem etwas stringenter erzählt sein und schneller auf den Punkt kommen, ist für einen unspektakulären kleinen Independentfilm über kanadische Jugendliche aber immer noch überraschend packend. Die schauspielerischen Leistungen sowie der interessante dokumentarische, authentisch wirkende Blick auf die Protagonisten (und übrigens auch die gelungene musikalische Untermalung) lassen mich jedenfalls eine Guckempfehlung aussprechen.
Weitere Vorstellungen:
- 29. September, 18:00, corso 2
- 04. Oktober, 16:30, corso 2