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2. Oktober 2009, 18:40 Movie

Diary of an Affiliate @ Zurich Film Festival

Gregor Schenker - Das italienische Kollektiv Fluid Video Crew dreht seit 1995 Dokumentationen, Kurzfilme und abendfüllende Werke. Mit Fine pena mai: Paradiso perduto verfilmten sie das Leben Antonio Perrones, eines Mafiabosses in Apulien. Szenen aus diesem Film haben nun die Gruppenmitglieder Dav...

Das italienische Kollektiv Fluid Video Crew dreht seit 1995 Dokumentationen, Kurzfilme und abendfüllende Werke. Mit Fine pena mai: Paradiso perduto verfilmten sie das Leben Antonio Perrones, eines Mafiabosses in Apulien. Szenen aus diesem Film haben nun die Gruppenmitglieder Davide Barletti, Edoardo Cicchetti und Lorenzo Conte für die einstündige Doku Diary of an Affiliate „zweckentfremdet“ und weiteren nachgestellten Szenen, sowie Interviews mit Perrones Frau Daniela Piccinno und Anti-Mafia-Aktivisten gegenübergestellt. Der ehemalige Mafiaboss selbst kommt über vorgelesene Auszüge aus seinem autobiographischen Roman Vista d’interni zu Wort.

So zeichnet der Film das Leben eines Psychologiestudenten aus wohlhabendem Hause, dessen Leben in den Siebzigern eine einzige grosse Drogenorgie ist. Über das Dealen mit Heroin und Kontakte mit Verbrechern wie Gianfranco oder Il Bello gelangt Perrone in den Achtzigern zu Raubüberfällen und Glücksspiel, schliesslich hilft er beim Aufbau der Verbrecherorganisation Sacra Corona Unita in Apulien, einer Gegend, in der die Mafia bis dahin kaum Fuss gefasst hatte. Kämpfe der verschiedenen Zellen der S.C.U. untereinander und Auseinandersetzungen mit den Staatsorganen führen zu einer Welle von Gewalttaten und Anschlägen. Schliesslich wird Perrone verhaftet und als Mafiaboss zu einer Gefängnisstrafe von 49 Jahren verurteilt.

Aufgepeppt mit allerlei Regiemätzchen auf der Bild- und Tonebene (die eine surreale Atmosphäre schaffen, mit der Zeit aber etwas ermüdend sein können), bleibt der Film nahe dran an der Gefühlslage Perrones und seiner Frau. Man geht der Frage nach, was für ein Mensch so ein Mafiosi ist, wie er sein Leben und seine Taten in der Rückschau bewertet und wie sich der zwielichtige Lebensstil auf die Familie auswirkt. Die Fakten geraten dabei ein wenig in den Hintergrund, was mitunter leicht verwirrend sein kann – es ist sicher nicht schlecht, wenn man sich mit den historischen Hintergründen und der Geschichte der italienischen Mafia auskennt, denn sehr viel erzählt Diary of an Affiliate in der Beziehung nicht.

Fazit: Ein paar Spielereien mit Ton und Bild weniger, dafür etwas mehr Hintergrundinfos hätten es schon sein dürfen, dennoch ist Diary of an Affiliate ein interessanter Einblick in die Psyche eines Mafiosi, dessen Aufstieg und Fall zudem für eine spannende Geschichte gut ist.


Aufführungen:

  • 02. Oktober, 20:15, corso 4
  • 03. Oktober, 22:15, corso 4
  • 04. Oktober, 20:45, corso 4
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