Skaramouche - No Exit
Dominik Mösching - Artist: SkaramoucheAlbum: No ExitRelease: 24.12.2006Label/Vertrieb: Colibri-Records/Phonag Vor ein paar Jahren schien es, als würde Ska sich in der Schweiz vom musikalischen Minderheitenprogramm mit wenigen, dafür äusserst treuen Anhängern tatsächlich in Richtung Mainstream ...
Album: No Exit
Release: 24.12.2006
Label/Vertrieb: Colibri-Records/Phonag
Vor ein paar Jahren schien es, als würde Ska sich in der Schweiz vom musikalischen Minderheitenprogramm mit wenigen, dafür äusserst treuen Anhängern tatsächlich in Richtung Mainstream bewegen. Ska-P und Konsorten bespielten die Bühnen der grossen Open-Airs, Benno vom Szenelabel Leech war bei Oops! auf SF2 zu Gast und Open Season brachten es als bis dato erfolgreichste Schweizer Ska-Repräsentanten gar zur „DRS3-Swiss-Top-Band of the Month“.
Dass Ska bereits in den Fünfzigern auf Jamaika entstand und zusammen mit Rocksteady als direkter Vorläufer des Reggae gilt, wussten ausserhalb der Szene allerdings nach wie vor die Wenigsten, und die Puristen sahen „ihren“ Musik- und Lebensstil denn auch vom breiten Publikum vereinnahmt.
Indes – Innovation und Erneuerung gehörten immer schon zum Ska. Denn neben dem Rhythm’n’Blues- und Soul-beeinflussten Ska der Anfangstage haben sich längst etwa der britische Two-Tone oder der Uptempo-Offbeat des Ska-Punk als eigenständige Spielarten etabliert.
Diese Vielfalt spiegelt sich auch auf Skaramouches No Exit wieder. Dreisprachig, abwechslungsreich und mit viel Spielwitz präsentiert die Zürcher Band ihren ersten Longplayer. Ein bestechend grooviges Rhythmusgespann, das kreative Songwriting sowie streckenweise Ausflüge in Pop- (Now I Know) oder Funk-Gefilde (Superman On Holiday) gefallen sofort. Die Latin-Ska-Nummer Maria glänzt auch wegen der gelungenen Drum’n’Bass-Einlage, und das wie die Band benannte Instrumental mit seinen jazzigen Bläser-Arrangements fährt direkt in die Beine.
Doch trotz allen genrefremden Einflüssen steht für Frontfrau Delphine Lyner und ihre acht gestandenen Mitmusiker der (schnellere) Ska im Zentrum: Einen Knaller wie No Shoes No Shirt No Service hätten auch die Toasters zu ihren besten Zeiten nicht besser hingekriegt, und der Titeltrack, No Exit, ist ein veritabler Dancefloor-Stomper mit 80er-Flair und, hört, hört, einer Beyoncé-Reminiszenz.
Zuweilen ist der Abenteuerlust allerdings auch fast zu viel. Neben Rock-Riffs, Reggae-Riddims und einem Ska-Refrain auch noch einen Streicher-Part im selben Stück unterzubringen (On the Catwalk), ist zumindest äusserst gewagt. Die Big-Band-Teile in Goodbye wirken zudem etwas blutleer, und Delphines charismatische Stimme kommt nicht bei ganz allen Songs gleich gut zur Geltung. Gerade der Opener Offbeat wird dem restlichen Album nicht gerecht.
Nichtsdestotrotz – Skaramouche bewegen sich auf einem absolut bemerkenswerten musikalischen Niveau und platzieren sich mit No Exit weit vorne unter den Schweizer Ska-Bands. Dass der grosse Ska-Hype mittlerweile abgeklungen ist, sagt also eher etwas über die Kurzfristigkeit von Trends aus und nichts über die Qualitäten der Bands – Skaramouche sind das beste Beispiel.