Review: Bryan Adams @ KKL Luzern
Patrick Holenstein - Im fast vollen KKL – drei Sitze blieben leer,andere hätten dafür wohl getötet - war die Spannung fast physisch greifbar. Bryan Adams ist in der Schweiz Stammgast und immer gern gesehen, aber so wie erin Luzern spielen wird, glaubt man den Promotionsplakaten, hat er in der S...
Dazu muss der Abend etwas seziert werden. Da sind die Songs, die zeitlosen Melodien, sie halten tatsächlich den Erwartungen stand. Adams Stimme wird zum zusätzlichen Instrument, denn sie klingt kräftig und rau, wie immer, nur, so klar, so perfekt, wie im KKL war sie noch nie zu hören. Der Saal ist prädestiniert für ruhige Konzerte dieser Art. Aber auch die musikalische Kombination aus Klavier und Gitarre stellte sich als äussert vielseitig heraus und gab der Versuchung monoton zu klingen zu keiner Zeit nach. Eher im Gegenteil, sie verlieh manchen Songs Aspekte, die ihnen gut tun. Gerade Summer of 69 gewinnt akustisch enorm. Dann ist da das Publikum. Dankbar hat es Bryan Adams aus der Hand gefressen. Kein Wunder, der charismatische Kanadier weiss sehr gut, wie er sich präsentieren muss. Man glaubt, sich sicher zu sein, dass seine uneitle Art, sein bescheidenes Auftreten und die kleinen Anekdoten, die er zwischen den Songs erzählt, einfach sein wahres Wesen zeigen. Mag so sein, sehr wahrscheinlich sogar, aber mit Sicherheit weiss es nur Adams selber. Aber diese Unsicherheit, die Hoffnung, einem zuzuhören, der aus dem Volk stammt, gehört mit zum Mythos Bryan Adams. In Luzern spielte Bryan Adams einen Querschnitt aus allen seinen bisherigen Alben und er erzählte viele Hintergründe. Zum Beispiel, dass er für den Soundtrack des Johnny Depp Films Don Juan De Marco eine spanische Gitarrenlegende gewinnen wollte. Also schrieb er einen Fax – „Erinnert ihr euch noch an Faxe?“, will Adams wissen – an den Flamencospezialisten Paco De Lucia. „Er ist im Urlaub“, bekam er zur Antwort. Adams bohrte nach und wollte wissen, wo er denn sei. „In Jamaika“, kam ein weiteres Fax. Also spazierte der zufällig ebenfalls in Jamaika weilende Adams zwei Hotels weiter und nahm mit De Lucia den für einen Oscar® nominierten Song Have you ever really loved a Woman auf. Wie hier, bei den ruhigen Parts des Sets, zeigte sich, wie ergreifend Adams Songs klingen, auch wenn sie fast nackt sind. Nicht weiter verwunderlich, dass Bryan Adams die Bühne nach zwei Stunden unter anhaltenden Standing Ovations verliess.
Bryan Adams gehört auf eine Bühne, weil er offensichtlich für die Musik geboren wurde. Seine Konzerte sind immer einen Besuch wert, egal ob akustisch oder mit der Band. Gut, das Akustikgewand ist schon nicht vergleichbar mit regulären Konzerten des Kanadiers. Ein Konzertbesucher meinte nach der Show, Keith (Keith Scott, Adams langjähriger Gitarrist. Anm. d. Red.) hätte schon etwas gefehlt und ein Schlagzeug wäre auch nicht fehl am Platz gewesen. Geschenkt, denn recht hat er, aber genau das machte den Abend aus. Man konnte Bryan Adams für einmal so erleben, wie ihn nur wenige kennen, intim, fast verletzlich. Ohne die Sicherheit einer Band im Rücken stellte er sich ungeschützt auf die Bühne. Das hätte mächtig schief gehen können, hat aber mehr als geklappt. Das Konzert wird wohl für die meisten der knapp zweitausend Zuschauer hoch oben in der persönlichen Konzertvita stehen bleiben, denn es war einfach grossartig.