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13. November 2009, 17:12 Konzert Music

Review: Wilco @ Volkshaus Zürich

Patrick Holenstein - „Was ist bloss mit dieser Band los?“, war man versucht sich zu fragen. Denn was im Volkshaus passierte entsprach so gar nicht den Erwartungen. Schliesslich eilt Wilco der Ruf voraus, eine exzellente Liveband zu sein. An den musikalischen Qualitäten kann auch nicht gerüttelt...

„Was ist bloss mit dieser Band los?“, war man versucht sich zu fragen. Denn was im Volkshaus passierte entsprach so gar nicht den Erwartungen. Schliesslich eilt Wilco der Ruf voraus, eine exzellente Liveband zu sein. An den musikalischen Qualitäten kann auch nicht gerüttelt werden, die stimmten von Beginn weg und trotzdem war alles etwas blass. Unverständlich, selbst der Gesang wirkte seltsam abwesend, fast so, als hätte Jeff Tweedy keine Lust das Konzert zu geben und auch der Rest der Band hatte keine Spielfreude oder vermochte diese ziemlich gut zu verstecken. Zwar fehlten weder ausgelassene, sphärisch anmutende Gitarrensoli noch dichte Soundkonstruktionen, aber irgendwie wirkte das alles teilnahmslos und routiniert. So ging es eine Stunde lang und einige eigentlich wunderschöne Songs verblassten ob des imaginären Eisblocks, der zwischen Publikum und Band stand. Doch je länger das Konzert dauerte, desto mehr löste sich der Block auf und circa in der Mitte des Gigs war er weg und mit ihm die ganze schlechte Stimmung. Plötzlich war Tweedy wie ausgewechselt, ja, begann sogar mit dem Publikum zu reden.

Und er wollte nicht nur reden, er wollte gemeinsam singen. „Die Deutschen haben versagt, ihr könnt das sicher besser. Zeigt mir, dass ihr es könnt!“, flehte Tweedy schon fast. Er wurde nicht enttäuscht. Einige der Anwesenden konnten jede Zeile von Jesus ETC. mitsingen. Der Sänger freute sich sichtlich und ab jetzt war die Band kaum wieder zu erkennen, voller Spielfreude und sehr kommunikativ. Was jetzt kam, darf getrost als brillant bezeichnet werden. Jegliche Tristesse war verschwunden, mit dem Eis geschmolzen, und das kann nur als Glücksfall bezeichnet werden. Jetzt spielten Wilco, was das Zeug hielt, zelebrierten ausgiebige Jams und schafften es, das traumhafte Hate It Here zum fast zärtlichen Höhepunkt des Konzertes zu stilisieren. I’ll Fight kann fast wörtlich verstanden werden, betrachtet man den langen Kampf, bis die Band zu ihrer wahren Klasse mutiert ist. Als nach knapp zweieinhalb Stunden die Lichter angingen, blieb das Gefühl zurück, gerade eine echt geniale Band gesehen zu haben, eine Band, die auch mal schlecht drauf ist und die das vor allem nicht versteckt. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei dahingestellt, mit Sicherheit ist es ehrlich. Und wenn eine Band, so, wie es Wilco getan haben, neunzig Minuten für die Ewigkeit musiziert, dann sei auch die erste Stunde verziehen. Wer Songs wie One Wind, Country Disappeared oder Via Chicago, mit dem brachialen Refrain, im Gepäck hat, und Klassiker wie I Am Trying To Break Your Heart, Woody Guthries Voodoo Hoodoo oder Monday, zum Besten gibt, schafft es spielend, jedes Publikum zu versöhnen.

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