Whatever works
Christina Ruloff - „I'm the only one that sees the whole picture.“: Woody Allen belehrt, moralisiert – und unterhält in diesem Feelgood-Movie auf harmlose aber ansprechende Weise. Boris Yellnikoff (Larry David) ist ein Misanthrop und höchst stolz darauf. Als vermeintliches Genie, das „fas...
Boris Yellnikoff (Larry David) ist ein Misanthrop und höchst stolz darauf. Als vermeintliches Genie, das „fast für den Nobelpreis“ (in Physik) nominiert worden wäre, schlägt er seine Tage damit tot, seine schlechte Laune quer durch New York spazieren zu führen. Kurz und bündig: Er ist von Crétins, Vollidioten, Schwachköpfen, Besserwissern, Hinterwäldern und Arschlöchern (beliebig zu ergänzen) umgeben und kann mit seinem scharfen Geist und seinem noch flinkeren Mundwerk die ganze Welt zur Sau machen. Dabei gibt er selbstverständlich so ziemlich alle (politisch mehr oder weniger korrekten) Meinungen und Weisheiten seines Alter Egos Woody Allen von sich. Und immer wenn man denkt, man hat eigentlich genug lange zugesehen, wie Allen sich filmisch an seiner eigenen Genialität erfreut, passiert etwas, was einen wieder vollkommen mit diesem Film versöhnt: Eintritt Melody St. Anne Celestine (Evan Rachel Wood) aus Eden, Mississippi, dem Ende auch der unzivilisierten Welt. Doch sie gewinnt mit ihrer grenzenlosen Naivität und ihrer ehrlichen Begeisterung für alles und jeden – inklusive Boris – das Publikum ganz für sich – und sogar Boris ist angetan; kein Wunder verehrt diese Frau den von Arroganz und Rücksichtslosigkeit strotzenden Neurotiker als Genie, hört stundenlang seinen selbstgerechten Monologen mit bewunderndem Strahlen zu und übernimmt sogar die eine oder andere seiner irrigen Ansichten über das Leben und die Welt. Da verschlägt es mit Melodys Mutter und (einige Filmminuten später) ihrem Vater noch weitere Spinner nach New York – auch sie müssen lernen, dass was auch immer funktioniert (Whatever Works) und sie glücklich macht, das Richtige ist!
"Why would you want to hear my story? Do we know each other? Do we like each other? Let me tell you right off, ok... I'm not a like-able guy. Charm has never been a priority with me. And just so you know, this is not the feel good movie of the year. So if you're one of those idiots who needs to feel good, go get yourself a foot massage." Boris predigt...
Wer nun nach weiteren tiefschürfenden Wahrheiten oder grösseren Zusammenhängen sucht, wird bitter enttäuscht sein. Woody Allen erzählt hier, wie in fast allen seinen New Yorker Geschichten, von sich selbst und predigt entsprechend sein Evangelium. Nicht auf die Meinungen der anderen oder gar der Gesellschaft kommt es in der eigenen Existenz an, sondern nur auf das eigene (Streben nach) Glück. Für alles andere ist das Leben zu kurz und auch zu anstrengend, zu grausam, zu unerträglich. Um diese Botschaft ans Publikum zu bringen, greift Allen zu all seinen üblichen selbstreflexiven Kniffs (der Held wendet sich zum Beispiel immer wieder direkt in die Kamera an uns). Vor allem verzichtet er auf jeglichen Realismus. Am Ende geht in diesem Vorweihnachtsmärchen alles gegen jede Wahrscheinlichkeit gut und glücklich aus. Damit ist Whatever Works kein grosser oder gar bedeutender Film geworden, aber anregendes und sehr unterhaltsames Kino.
Bewertung: 3.5 von 5
"That's why I can't say enough times, whatever love you can get and give, whatever happiness you can filch or provide, every temporary measure of grace, whatever works." Woody Allen und sein Alter Ego Boris Yellinkoff alias Larry David!
- Titel: Whatever Works
- Regie: Woody Allen
- Darsteller: Larry David, Adam Brooks, Lyle Kanouse
- Verleih: Frenetic
- Release: 3. Dezember 2009