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19. November 2009, 00:00 Politik

Exportverbot von Rüstungsmaterial...

Christian Wasserfallen - ...schiesst ins eigene BeinDer Export von Rüstungsmaterial unterliegt in der Schweiz extrem strengen gesetzlichen Bestimmungen. Das Kriegsmaterialgesetz, die dazugehörende Verordnung und das Güterkontrollgesetz, seit 1998 in Kraft, sind umfassende Regelwerke, die in Auslegung ...

...schiesst ins eigene Bein

Der Export von Rüstungsmaterial unterliegt in der Schweiz extrem strengen gesetzlichen Bestimmungen. Das Kriegsmaterialgesetz, die dazugehörende Verordnung und das Güterkontrollgesetz, seit 1998 in Kraft, sind umfassende Regelwerke, die in Auslegung und Schärfe teilweise über den Standard westlicher Staaten hinausgehen. Die Schweizer Behörden müssen jedes Ausfuhrgesuch individuell, das heisst länder- und materialspezifisch, nach klaren Kriterien beurteilen und nachprüfen. Auslandsgeschäfte und Abschlüsse von Verträgen werden nämlich nicht bewilligt, wenn nur einer der folgenden fünf Punkte zutrifft:

a. Das Bestimmungsland ist in einen internen oder internationalen bewaffneten Konflikt verwickelt;

b. Das Bestimmungsland verletzt Menschenrechte systematisch und schwerwiegend;

c. Das Bestimmungsland ist auf der jeweils geltenden OECD-DAC-Liste der Empfängerländer öffentlicher Entwicklungshilfe unter den am wenigsten entwickelten Ländern aufgeführt;

d. Im Bestimmungsland besteht ein hohes Risiko, dass die auszuführenden Waffen gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt werden;

e. Im Bestimmungsland besteht ein hohes Risiko, dass die auszuführenden Waffen an einen unerwünschten Endempfänger weitergegeben werden.

Diese geltende Gesetzgebung wird von der Schweizer Exportindustrie konsequent mitgetragen und umgesetzt, weil die Rahmenbedingungen einschränkend, aber fair und berechenbar sind. Ebenso klar ist jedoch auch folgendes: Ein Ja zur Initiative vernichtet direkt und indirekt über 10‘000 Arbeitsplätze. Gerade vor zwei Tagen wurde bekannt, dass die Pilatus Flugzeugwerke einen Grossauftrag im Umfang von rund 500 Millionen Franken zur Auslieferung von 25 PC-21 Trainingsflugzeugen an die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) erhalten haben. Ein solcher Auftrag wäre mit einem Verbot von Kriegsmaterialexport nach einer Annahme der unnötigen Initiative nicht mehr möglich, da diese auch "besondere militärische Güter" verbieten will. Ein solches Gut ist auch das Trainingsflugzeug von Pilatus.

Irrationale ideologische Gründe

An diesem Beispiel wird klar demonstriert, dass hier eine traditionelle Schweizer Unternehmung ihre Zelte in der Schweiz abbrechen müsste und ins benachbarte Ausland ziehen müsste. Altenrhein ist knapp über einen Kilometer von der Österreichischen Grenze entfernt. Die Unternehmung könnte diesen Umzug wohl verkraften aber die Mitarbeiter stünden auf der Strasse. Eine wahrlich bizarre Situation in Zeiten, wo der Staat Milliarden von Franken in Konjunkturpakete pumpt und sich dann die linken Gutmenschen aus völlig irrationalen ideologischen Gründen ins eigene Bein schiessen wollen.

www.cewe.ch

Christian Wasserfallen (1981), Berner Nationalrat, jüngstes Fraktionsmitglied der FDP, Dipl. Masch.-Ing. FH, arbeitet im Bereich mechatronischer Systeme an der Berner Fachhochschule mit der Wirtschaft zusammen.

Die Politkolumne auf Students.ch

Kommentare
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Marxiaa
Marxiaa 17.05.2016 um 11:44
Ich frage mich, ob die Waren über Umwege in andere Nicht-EU Länder problemlos gelangen können. Bei Warenbewegungen, wo der Warenumsatz pro Jahr 500000 Euro beträgt, besteht beispielsweise in Deutschland Meldepflicht (vgl. http://www.intrastat-service.de/ ). Wie sieht es aber mit osteuropäischen EU Ländern aus, die als Zwischenstation zur Weiterleitung der Waren herhalten? Gibt es diesbezüglich für die Schweiz auch strenge Regelungen?
cwasi 22.11.2009 um 16:02
Die Punkte a-e mögen schwammig erscheinen, sind es aber nicht. Es sind genau die Punkte, die in der Verordnung über den Kriegsmaterialexport stehen. Es ist an den Schweizer Verteidigungsattachés, den Diplomaten, Handelsvertretern, Firmenverantwortlichen usw. diese Situationen richtig einzuschätzen. Das ist eine schwierige Aufgabe, die aber zu bewältigen ist, wenn alle am gleichen Strick ziehen. Man darf einfach nicht den Idealvorstellungen erliegen, dass wenn die Schweiz diese Geschäfte nicht mehr tätigt, dass diese nicht mehr stattfinden oder aber in besseren Verfahren und mit strengeren Kontrollen erfolgen. Das wird nicht der Fall sein. Es geht den Initianten darum, diese Industrie zu schliessen, damit man sich als Schweizer das Gewissen reinigen kann, man habe nichts mehr mit Waffenexporten zu tun – aber dabei verlagert man die Geschäfte in weitaus dubiosere Gefüge. Das nenne ich Ideologie und Irrationalismus.
Es ist auch falsch zu sagen, dass Schweizer Waffen nur Unheil anrichten. Es gibt viele Einsätze, wo gerade unsere Technik eingesetzt wird, um z.B. die Zivilbevölkerungen von Unrechts-Regimen zu beschützen. Beispielsweise in internationalen Konflikten, wo die Vereinten Nationen gegen Unrecht ankämpfen helfen unsere Waffen und Rüstungsgüter zu friedenserhaltenden Massnahmen. Diese Sichtweise wird von den Initianten schlicht ausgeblendet. Es gibt nun mal auf der Welt Konflikte, die nicht mit gut zureden zu lösen sind und das ist eine Tatsache. Das Gegenteil zu behaupten ist ebenfalls unrealistischer Idealismus.