Paranormal Activity
Gregor Schenker - Zur Verlosung geht es hier.Die Macher von Blair Witch Project hatten das Konzept des pseudodokumentarischen Horrorfilms nicht gerade erfunden, aber (nicht zuletzt mithilfe des Mediums Internet) auf die Spitze getrieben und einen Low-Budget-Film abgeliefert, der zu einem gewaltige...
Die Macher von Blair Witch Project hatten das Konzept des pseudodokumentarischen Horrorfilms nicht gerade erfunden, aber (nicht zuletzt mithilfe des Mediums Internet) auf die Spitze getrieben und einen Low-Budget-Film abgeliefert, der zu einem gewaltigen Überraschungshit wurde und mehr als das Tausendfache seiner Herstellungskosten einspielte. Begeistert von dem Streifen war auch Oren Peli, ein israelisch-amerikanischer Computerspiele-Programmierer, der fast zehn Jahre später ohne grosse Vorkenntnisse und mit einem Mini-Budget von 15'000 US-Dollar daran ging, Paranormal Activity zu drehen.
Der Film handelt von Micah, der an der Börse eine Menge Geld macht, und seiner Freundin, der Studentin Katie. Die Idylle im gemeinsam bezogenen Häuschen wird gestört durch seltsame, anscheinend paranormale Phänomene, die Katie schon seit ihrem achten Lebensjahr verfolgen. Fest entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, kauft sich der Technikfreak Micah eine DV-Kamera und stellt diese im gemeinsamen Schlafzimmer auf, um allfällige übernatürliche Vorkommnisse aufzuzeichnen. Tatsächlich ist das Vorhaben von Erfolg gekrönt.
Das Problem: Trotz einer entschiedenen Warnung des hinzugezogenen Mediums Dr. Fredrichs (der einen gefährlichen Dämonen am Werk sieht) und den Einwänden Katies weigert sich Micah, mit dem Filmen aufzuhören, und provoziert die Entität, die hinter allem zu stecken scheint, auch anderweitig – mit schlimmen Folgen…
Pelis Film wurde unter noch einfacheren Mitteln als das grosse Vorbild realisiert (ein auf ein Haus beschränkter Handlungsort, eine einzelne Kamera, nur eine Woche Drehzeit), ist nun aber (nach einer langwierigen, komplizierten Veröffentlichungsgeschichte) in den USA zu einem nicht minder erfolgreichen Hit mutiert (dank geschicktem Marketing und einer positiven Mundpropaganda). Tatsächlich hat der Streifen ein paar unheimlich effektive Grusel- und Schockmomente, vor allem dann, wenn sich der Zuschauer selbst in seiner Vorstellung ausmalen muss, was im Film nur zu hören ist oder sich ausserhalb des Bildes zuträgt. (Etwas fehl am Platz ist teils das unheimliche Brummen, das in solchen Momenten ertönt.) Dort aber, wo die paranormalen Ereignisse ins Bild gerückt werden (das Ouija-Brett, die Fussspuren), macht sich bloss unfreiwillige Komik breit – was leider allzu oft der Fall ist. Und als sei das nicht schlimm genug, bewegen sich auch die Dialoge gern mal an der Grenze zur Lächerlichkeit (besonders schlimm ist diesbezüglich Dr. Fredrichs mit seinen gewollt-schaurigen Erklärungen).
Zudem dürfte Micah einer der bescheuertsten Charaktere der jüngeren Filmgeschichte sein. Ich meine, was mache ich, wenn ich bar jeden Zweifels weiss, dass meine Kamera den Dämon, der meine Freundin beinahe geholt hätte, nur zu weiteren Taten provoziert? Genau, weiterfilmen, weiterfilmen, weiterfilmen. Wenn der Depp den Apparat dann auch noch in den Momenten grösster Bedrängnis mit sich herum schleppt oder sogar Katie zur Kamera greift, obwohl sie doch von Anfang gegen die Filmerei war, geht auch der letzte Rest Plausibilität flöten.
Leider muss man hier bescheinigen: Grosser Hype, nichts dahinter. Paranormal Activity hat einige sehr effektive Schockmomente, ist zum grössten Teil aber bloss unfreiwillig komisch oder unplausibel und nervt mit dem unfassbar dämlichen Verhalten der männlichen Hauptfigur.
Bewertung: 2 von 5
- Titel: Paranormal Activity
- Land: USA
- Regie: Oren Peli
- Darsteller: Katie Featherston, Micah Sloat, Mark Fredrichs
- Verleih: Frenetic Films
- Start: 19. November 2009